Müde und ausgelaugt fühlen sich in Österreich nach der Arbeit rund 78 Prozent.

Foto: iStock

Kosten von jährlich 240 Milliarden Euro in Europa (davon 136 Mrd. Einbußen bei der Produktivität) plus aller mittel- und langfristigen Folgen im Sozial- und Gesundheitssystem haben den Fokus der EU-Gesundheitsagentur (Osha) mit Sitz in Bilbao auf psychische Belastungsfaktoren im Job gelenkt. Daraus ist die Kampagne gegen Burnout "Stress managen" als Informations-Rollout für Unternehmen entstanden, und eine breite Datenlandschaft ist nun in Aufarbeitung.

Immerhin: Bis zu 60 Prozent aller Arbeitsunfähigkeitstage in Europa begründen sich mit Stress und psychischer Belastung. Krankenstände aus diesen Ursachen sind dreimal so lang (über 30 Tage) wie jene wegen anderer Erkrankungen, und bei den Anträgen auf Frühpensionierungen in Österreich sind psychische Erkrankungen schon top.

Wissen – und auch tun

Die aktuellen EU-Daten, die nun dem europäischen und den nationalen Parlamenten vorliegen, erreichen, was sie möchten: Handlungsbedarf sowohl beim physischen als auch beim psychischen Gesundheitsschutz aufzeigen. Obwohl: 79 Prozent der Manager in Europa sind schon "besorgt" über arbeitsbedingten Stress in ihren Belegschaften, allerdings: Nur 30 Prozent tun strukturiert etwas dagegen.

Aktuell erhoben: Gesundheitsrisiko Nummer 1 in Europa und in Österreich ist demnach der Umgang mit schwierigen Kunden, Patienten oder Schülern. In Österreich fast so gravierend: der Zeitdruck (rund 55 Prozent). Europaweit liegt dieser Wert nur bei 42,5 Prozent und damit auf Platz sieben. Weiters für fast alle Wirtschaftszweige genannt: Faktoren, die zu Muskel- und Skeletterkrankungen führen, wie anstrengende oder schmerzhafte Körperhaltungen (fast 56 Prozent europaweit) und sich wiederholende Hand- und Armbewegungen (europaweit rund 52 Prozent).

Mehrheit fühlt sich ausgelaugt

Müde und ausgelaugt fühlen sich in Österreich nach der Arbeit rund 78 Prozent, sagte kürzlich eine Umfrage der Wiener Städtischen Versicherung gemeinsam mit dem Portal netdoktor. 40 Prozent der heimischen Unternehmen bieten diesen Erhebungen zufolge noch gar nichts an, was die Gesundheit abseits gesetzlicher Arbeitsschutzbestimmungen fördern könnte.

Aber auch die Auflagen der jüngsten Novelle zum ArbeitnehmerInnenschutzgesetz von 2013 ist noch nicht Alltagsprogramm. Laut Arbeitsinspektorat erfüllen bis jetzt nur 75 Prozent die Auflagen zur Evaluierung psychischer Belastungsfaktoren am Arbeitsplatz. Dass danach Maßnahmen zur Verbesserungen entstehen, ist noch einmal ein großer Schritt.

Freizeit hochhalten

Glaubt man einer Umfrage der Marktforscher von Imas aus dem Frühjahr, dann wüssten die Österreicher allerdings sehr gut, wie Burnout-Prophylaxe im Feld der Eigenverantwortung geht: Ausreichend Schlaf, eine gute Abgrenzung zum Job, ein intaktes, harmonisches Familienleben werden da genannt. Auf die To-do-Liste der Firma werden ein bewältigbares Arbeitspensum und die Anerkennung der Arbeitsleistung geschrieben. (Karin Bauer, 31.7.2015)