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Berlin/Wien – Am 1. August 2005 traten die neuen Rechtschreibregeln in Kraft. Im selben Jahr wurden sie in Deutschland bereits an den Schulen eingeführt. Heute, zehn Jahre später, werden die Reform und ihre Folgen noch immer kritisch gesehen. An österreichischen Schulen ging die umstrittene Reform auf Raten in den Schulalltag ein: Im Herbst 2006 begann eine zweijährige Übergangsfrist.

Bis 31. Juli 2008 wurde in Österreich die alte Schreibweise zwar angestrichen, aber nicht als Fehler gewertet. Seit nunmehr sieben Jahren werden Schularbeiten nach den neuen Rechtschreibregeln korrigiert.

Anlässlich des Jubiläums in Deutschland bemängelt der Duden-Chefredakteur, dass seitdem zu viele Varianten erlaubt seien. Hintergrund ist die Rechtschreibreform von 1996. "Wir Wörterbuchmacher hätten es lieber, wenn möglichst viel Einheitlichkeit herrscht", sagte der Leiter der Duden-Redaktion, Werner Scholze-Stubenrecht. "Wir haben auch den Eindruck, dass diejenigen, die den Duden kaufen, lieber nur eine Möglichkeit haben wollen."

Mehrere Schreibweisen nebeneinander

In Bayern und Nordrhein-Westfalen orientierten sich die Schulen ab 2006 an den neuen Regeln. Vollständig umgesetzt war die überarbeitete Rechtschreibung in Deutschland dann Anfang August 2007. Der frühere bayerische Kultusminister Hans Zehetmair (CSU) hält die Reform sogar gänzlich für überflüssig, wie er der Wochenzeitung "Die Zeit" sagte. Behutsame Änderungen der Schriftsprache seien zwar nötig. "Sprache ist nicht statisch, sondern ein lebendiger Prozess", sagte Zehetmair dem Blatt. "Aber ob man Friseur mit "ö" schreibt oder mit "eu" – wen sollte das aufregen?"

Inzwischen sind häufig mehrere Schreibweisen möglich – etwa "dein" und "Dein" oder "Schifffahrt" und "Schiff-Fahrt". In bestimmten Bereichen sei die Reform eine Erleichterung gewesen, sagte Scholze-Stubenrecht. "Ich persönlich hätte aber mit etwas weniger Aufwand und etwas weniger Änderungen gut leben können." (APA/red, 31.7.2015)