Susanne Riess und Alfons Haider.

Screenshot/ORF TVthek

Programmdirektorin Kathrin Zechner.

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Es ist Zeit, eine öffentlich-rechtliche Schande einzubekennen. Seit dem August 1920 gibt es – bis heute und bis zur Verkündigung des Gegenteils – die Salzburger Festspiele. Wen es in den gottesfürchtigen Tagen der Ersten Republik ganz gewiss nicht gab, war der ORF.

Die nachträgliche Erfindung des Österreichischen Rundfunks kann über einen gewissen Mangel an Langlebigkeit im Vergleich mit Salzburg eben nicht hinwegtäuschen. Kurz gesagt: Die Festspiele waren eindeutig vor dem ORF da. Man muss die Geschichtsbücher schon einigermaßen umschreiben, um diesem Umstand – mag er aus Sicht Alexander Wrabetzens auch noch so bedauerlich sein – abzuhelfen.

In den Seitenblicken wurde die Salzburger Festspiel-Geschichte jetzt wenigstens teilweise in ein korrigiertes Licht gerückt. Die Roben der wirklich wichtigen Prominenten, also etwa von Katja Burkard, sind so scharlachrot wie bedeutende Teile des ORF-Logos. Wichtige Zeitzeugen wie Alfons Haider bestätigten den Festspielen sehr beflissen deren Relevanz. Es ist Sommer. Man gönnt sich selbst den Genuss einer schönen Premiere und dem Festival wenigstens im Vorhinein eine gute Nachrede.

Salzburg bilde "das höchststehende kulturelle Ereignis im Sommer", sagte Haider, und das "weltweit". Gut möglich, dass selbst Wagners wonnige Erben auf Bayreuths Grünem Hügel dem vollmundigen Sager des Entertainers ihre Zustimmung nicht versagen würden.

Programmdirektorin Kathrin Zechner setzte aus Anlass des angeblich 90-jährigen ORF-Jubiläums ihr süßestes Lächeln auf. Bald ein Jahrhundert berichtet der ORF aus Salzburg. Das macht ihm mit seinen 60 Jahren keiner so leicht nach. (Ronald Pohl, 31.7.2015)