Simon Dickson ist ein mächtiger Mann. Seine Partei hat bei den letzten Wahlen 66 Prozent der Stimmen erlangt. Doch, so meint die Opposition, etwas könnte dabei nicht mit rechten Dingen zugegangen sein. Es gibt Hinweise auf ein dunkles Geheimnis. Gegen Dickson läuft ein Misstrauensverfahren, seitdem ist er untergetaucht.

Das ist die Vorgeschichte zu "Crime Runners", einem analogen Live-Action-Spiel, das am 1. August in Wien nahe der Universität am Schottentor startet. Beauftragt von der politischen Konkurrenz und geleitet von einem mysteriösen Operator begeben sich die Teilnehmer in Gruppen von zwei bis sechs Leuten auf die Suche nach Beweismaterial für Dicksons dunkle Machenschaften und seinem Aufenthaltsort. Der GameStandard hat einen Exkurs in die analoge Spielewelt gewagt.

Einige Rätselelemente aus "Crime Runners".
Foto: Dominik Vsetecka

Insgesamt drei Kapitel soll die Geschichte umfassen, zwei davon befinden sich noch in Ausarbeitung. Der erste Teil der Handlung spielt im Arbeitszimmer von Dickson. Das ultimative Ziel: innerhalb einer Stunde den Tresor finden, den Code knacken und herausfinden, was der Politiker eigentlich im Schilde führt.

Zu Beginn ist der Raum abgedunkelt und man durchforstet Tisch, Regale und Ablagen mithilfe von Taschenlampen. Dickson wird dabei als paranoide Persönlichkeit porträtiert, dementsprechend ist kaum eine Schublade unversperrt.

Nach und nach gilt es, Rätsel zu entdecken und zu lösen, um Zahlencodes und Schlüssel zu finden. Die Aufgaben variieren dabei. Der Großteil sind Logikrätsel, die mal mehr und mal weniger Abstraktionsvermögen voraussetzen. Aber auch Geschicklichkeitsaufgaben, etwa das Erreichen eines Schlüssels aus einer Flasche mit Schiff, warten am Weg. Der Schwierigkeitsgrad variiert dabei gefühlsmäßig immer wieder, nimmt mit der Zeit aber insgesamt zu.

Der Populist Simon Dickson ist untergetaucht.
Foto: Daniel Auer

Im Kern folgt "Crime Runners" dem Prinzip von "Room Escape"-Games, erweitert dieses aber um atmosphärische Begleitung. Ähnlich wie geskriptete Events in Videogames können Spieler automatische Meldungen des Operators auslösen, wenn sie etwa bestimmte Bereiche betreten, oder bestimmte Mechanismen betätigen, ausgehend davon, wie weit sie mit den Aufgaben schon fortgeschritten sind. Neben dem Operator werden dabei auch andere Elemente realisiert (etwa das Abspielen einer Radiosendung).

Gesteuert wird die Anlage, die über Schalter und andere Mechanismen erkennt, wann welche Aufnahme ausgelöst werden muss, von einem Raspberry Pi. Die Technik ist in einem Möbelstück versteckt.

Ein Raspberry Pi steuert das System zur Auslösung von Skriptereignissen.
Foto: derStandard.at/Pichler

Das GameStandard-Team war zu zweit vertreten und konnte knapp vor Ablauf der Zeit das Geheimnis des ersten Teils lüften. Dabei konnten die Aufgabenstellungen gut beschäftigen und unterhalten, auch wenn die Hintergrundgeschichte sich teilweise gängiger Thriller-Klischees bedient. Frustrierende Hänger gab es kaum. Für den Fall der Fälle beobachtet ein Mitglied des "Crime Runners"-Teams das Treiben per Kamera und kann sich selbstständig per Walkie-Talkie mit Hinweisen einschalten oder um Rat gefragt werden.

Langfristig will man das Spiel so optimieren, dass künftig möglichst selten manuell eingegriffen werden muss und die Teilnehmer eine faire Chance haben, knapp vor Zeitende fertig zu werden.

Ein Einblick in Dicksons Arbeitszimmer.
Foto: derStandard.at/Pichler

Der Operator und die Skriptereignisse sind ein gelungener Zusatz, die dabei helfen, tiefer im Spiel zu versinken. Ein Grund, warum die noch etwas behelfsmäßig wirkende Dekoration von Dicksons Arbeitszimmer erst im Nachhinein auffällt. An der weiteren, glaubwürdigeren Ausschmückung des Raumes wird aber gearbeitet, versicherte Lukas Rauscher, der "Crime Runners" gegründet hat und für die Marketingagenden zuständig ist. Zudem wurden bereits zahlreiche Testgruppen ins Abenteuer geschickt, um Feedback zu sammeln. Weitere Probeläufe sollen bis zum offiziellen Start folgen.

Je nach Gruppengröße kostet eine "Crime Runners"-Session zwischen 75 und 114 Euro. Wer "Room Escape"-Games mag oder schon als Kind gerne Detektiv gespielt hat, dürfte gut unterhalten werden. (Georg Pichler, 30.7.2015)

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