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Leo Wallner ist im Alter von 79 Jahren gestorben.

Foto: apa/pfarrhofer

Wien – Leo Wallner, über Jahrzehnte die graue Eminenz des Glücksspiels und Präsident des Österreichischen Olympischen Comités (ÖOC), ist im achtzigsten Lebensjahr verstorben. Wallner stand fast 40 Jahre an der Spitze der Casinos Austria AG (Casag), die er, 1968 von Bundeskanzler Josef Klaus (ÖVP) eingesetzt, von einer mäßig beleumundeten "Spielhölle" zu einem internationalen Konzern aufbaute.

Doch nicht alles, das in der bis 2007 währenden Ära Wallner glänzte, war Gold. Mit der ÖOC-Affäre rund um die gescheiterte Olympia-Bewerbung Salzburgs bekam der Lack des Casinos-Generals Kratzer. Wallner nutzte seine Funktion als ÖOC-Präsident und Mitglied des Internationalen Olympischen Komitees, um für die Casinos im In- und Ausland zu lobbyieren. Dabei soll nicht alles supersauber zugegangen sein.

General seit 1968

Eigentlich wollte der am 4. November 1935 in Amstetten geborene Wallner Priester werden. Daraus wurde nichts. Wallner promovierte an der Universität für Welthandel, arbeitete am Institut für angewandte Sozial- und Wirtschaftsforschung und kam so mit der hohen Politik in Berührung. Von 1964 bis 1967 beriet er in Wirtschaftsfragen Kanzler Klaus, der den 31-Jährigen beauftragte, die Casinos Austria auf seriöse Beine zu stellen. 1968 wurde Wallner deren Generaldirektor, 1977 Verwaltungsratspräsident der Casinos Austria International und 1986 auch Chef der Casag-Tochter Österreichische Lotterien.

Nach knapp vier Jahrzehnten zog sich Wallner 2007 als Casinos-General zurück, übergab seine Mandate an seinen Kronprinzen Karl Stoss. Erst das der Casinos, dann jenes der Lotterien und 2009 schließlich das Zepter im ÖOC – wo Wallner nach Bekanntwerden fragwürdiger Geldflüsse im Zusammenhang mit der Bewerbung Salzburgs für die Olympischen Winterspiele 2006 nach 19 Jahren vorzeitig den Hut nehmen musste. Die Staatsanwaltschaft Salzburg ermittelte, stellte das Verfahren jedoch ein.

Kampf für das Monopol

Dass es eines Urteils des Europäischen Gerichtshofs (EuGH) im September 2010 bedurfte, um das heimische Glücksspielmonopol zu Fall zu bringen, gilt als Wallners Verdienst. Auf Betreiben des Gumpoldskirchner Glücksspielkonzerns Novomatic und der Telekom Austria wollte der damalige Finanzminister Karl-Heinz Grasser das Casinos-Monopol bereits im Sommer 2006 brechen. Eine eigens dafür gegründete Aon.Wettdienstleistungs GmbH sollte eine Lizenz für elektronische Lotterien erhalten.

Die Rechnung hatte das Finanzministerium freilich ohne Wallner gemacht. Der Netzwerker und Meister der Diplomatie setzte alle Hebel in Bewegung, und flugs zog die schwarz-orange Koalition das Glücksspielvorhaben zurück. Ein 300.000-Euro-Auftrag der Casinos-Tochter Lotterien für ein zehnseitiges Papier zum Thema Online-Glücksspiel an eine BZÖ-nahe Werbeagentur sorgte freilich für bitteren Nachgeschmack. Vor Gericht verantworten musste sich Wallner dafür aber nie, er war krankheitsbedingt vernehmungs- und verhandlungsunfähig. Wer konkret das im Umweg über die BZÖ-Agentur bezahlte "Gutachten" beauftragt hatte, blieb ebenso im Nebel wie die Causa Schwarzgeldkonten beim ÖOC.

Schwarzgeldkonten

Undiplomatisch, weil vor Gericht und damit öffentlich, verlief vor drei Jahren der Schlagabtausch rund um veruntreute Gelder und Schwarzgeldkonten des ÖOC, auf denen IOC-Gelder geparkt werden sollten. Wallner bestritt jegliche Kenntnis von derartigen Konten und erst recht, deren Einrichtung beauftragt zu haben. Für Finanzen habe allein der ÖOC-Generalsekretär verantwortlich gezeichnet.

Nicht so erfolgreich wie geplant verlief die internationale Expansion der Casinos Austria: Ableger in Argentinien, Australien, Griechenland und Palästina erzielten nie die erhofften Gewinne und mussten – auch aufgrund politischer Umstände – geschlossen oder verkauft werden. In Griechenland kooperierte die Casinos Austria beim Unterhaltungskomplex "Loutraki" mit dem Geschäftsmann Martin Schlaff, detto bei dem 1998 eröffneten, aber seit der Intifada nie mehr geöffneten Kasino in Jericho, wo die Bawag als Kreditgeber fungierte.

Zu gedeihlicher Zusammenarbeit sollte es mit Weißrussland nicht mehr kommen. Wohl hatte Wallner den weißrussischen Präsidenten Alexander Lukaschenko samt Entourage 2002 auf ÖOC-Geheiß nach Tirol eingeladen, bezahlt habe die 200.000-Euro-Reise aber "ein Geschäftsmann, der große Geschäfte gemacht hat im Osten", wie Wallner betonte. Den Olympia-Zuschlag bekam dennoch Sotschi, nicht Salzburg.

Die Übernahme der Casinos an den Erzrivalen Novomatic, die dieser Tage über die Bühne geht, muss Wallner nicht mehr miterleben. Seinen Anteil von drei Prozent hat er abgegeben. Privat ins Kasino ging er nie. Wallner war 21 Jahre lang mit Kammersängerin Elisabeth Kales verheiratet, die 2005 an Krebs starb. Er hinterlässt drei erwachsene Kinder. (ung, 29.7.2015)