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Gut gelaunt? Die Österreicher sind es – zumindest, wenn man den Aussagen glaubt, die sie bei den Umfragen in Sachen Konsumlaune tätigen. Was bei Laune hält ist gutes Wetter und die Aussicht auf eine Steuerreform.

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STANDARD: Rückblick auf das Jahr 2012: Österreich erwies sich als das konsumfreudigste Land Europas. Wie sieht es eine lange Griechenlandkrise und viele Hypo-Hilfsmilliarden später aus?

Unterhuber: Die Anschaffungsneigung war seit 2012 fast immer im positiven Bereich. Nur im Sommer 2013 gab es einen kleinen Einbruch. Für uns war die Kauflaune der Österreicher gar nicht erklärbar. Ich warte schon die ganze Zeit auf den Knick, aber er kommt nicht. Was die kommenden Monate betrifft, sind wir aber eher verhalten. Die Russland-Ukraine-Krise und Griechenland verunsichern nach wie vor.

STANDARD: Die gute Laune schlägt sich kaum in den realen Zahlen nieder. Der Konsum stagniert. Wie erklärt sich das?

Unterhuber: Wir fragen nach der Konsumlaune. Die ist immer noch sehr gut. Viele Leute möchten gerne Geld ausgeben. Wünsche entstehen ja auch durch Werbung. Wenn andere Faktoren nicht so positiv sind, ist es vielleicht der Moment, wo man sich wenigstens etwas Schönes gönnt.

STANDARD: Darf es da auch einmal etwas richtig Großes sein?

Unterhuber: Hier sind die Ergebnisse erstaunlich kontinuierlich. Insgesamt ist der Anteil jener, die sagen, sie möchten in den nächsten sechs Monaten ein Auto oder eine Immobilie kaufen oder eine Immobilie sanieren, klein. Das sind ein paar Prozentpunkte. Aber denken Sie an Handys. Smartphones sind ja auch nicht sehr günstig. Trotzdem hat mittlerweile die Mehrheit der Österreicher eines – das gehört dazu.

STANDARD: Wenn die Konsumlaune so gut ist und gleichzeitig der Einzelhandel stagniert, darf man dann den Schluss ziehen, dass der Handel die Konsumenten nicht abholt?

Unterhuber: Wenn man sich den Gap zwischen dem, was die Leute ausgeben wollen, und dem, was sie tatsächlich ausgeben, anschaut, könnte man das schon sagen. Aber natürlich bleibt auch die Frage: Haben die Leute überhaupt das Geld zum Ausgeben?

STANDARD: Im Frühling war die Konsumstimmung besonders gut. Versetzen uns Ostern, gutes Wetter oder eher die Diskussion um eine Steuerreform in Stimmung?

Unterhuber: Sicher ein Mix. Der Frühling ist nicht zu unterschätzen. Aber natürlich war die Steuerreformdebatte ein guter Gradmesser. Die Leute haben sich mehr Einkommen erwartet – auch wenn das dann nur zum Teil eingetroffen ist. Der positive Schwung der Steuerreformdebatte war vom Herbst vergangenen Jahres an sichtbar.

STANDARD: Wie sensibel reagieren dann die Leute auf die Frage nach der nötigen Gegenfinanzierung?

Unterhuber: Solche Debatten haben auch Kehrseiten. Diskussionen über mögliche neue Steuern schaffen auch wieder Verunsicherung. Das Auf und Ab hat in dieser Zeit die Menschen bewegt. Aber der Optimismus wurde am Ende nicht gebrochen.

STANDARD: Das bedeutet, dass Finanzminister Schelling mit Aktionen wie dem jüngst verkündeten Gebührenstopp diese psychologischen Erkenntnisse im Sinne der Wirtschaft gar nicht schlecht nützt?

Unterhuber: Ja, das sind kleine, aber feine Stimuli.

STANDARD: Manche lassen sich offenbar nicht stimulieren. Es gibt einen kräftigen Trend zum Tauschen und Teilen. Ändert sich derzeit unser Verhältnis zum Konsum?

Unterhuber: Nein. Die Menschen sind pluralistischer geworden, weil es mehr Möglichkeiten gibt. Mit einem Smartphone kann ich mittlerweile so viele Menschen erreichen wie nie zuvor. Das schafft neue Communitys und Interessen. Getauscht und geteilt wurde früher auch. Aber es wird einfacher, schneller, internationaler. Die Leute sind mittlerweile auch ein breiteres Angebot gewohnt. Für jene im Handel, die sich nur auf den Verkauf über die Theke konzentrieren, könnte es schwieriger werden. (rebu, 29.7.2015)