Scharfe Kritik am Umgang mit Flüchtlingen übt der Präsident der Österreichischen Gesellschaft für Psychiatrie und Psychotherapie, Georg Psota im Ö1-"Morgenjournal": Österreich bewirke, dass das Kriegstrauma von Menschen erst aktiviert werde, sagt Psota.

Dass in Traiskirchen Menschen ohne Dach über dem Kopf "irgendwo herumliegen müssen", sei fahrlässig: Wer traumatisiert wird, werde dadurch in panische oder aggressive Zustände versetzt oder ziehe sich in einen Zustand des Einfrierens zurück, so Psota. Die Art der Unterbringung in Traiskirchen würde alle Menschen in enormen Stress versetzen – umso mehr Kriegsflüchtlinge.

Kinder in Extremsituation

Besonders schlimm gehe es Kindern und Jugendlichen, so Psota. Diese würden "besonders dringend eine freundliche Umgebung" benötigen.

Scharfe Kritik übt Psota auch an der Leitung des Lagers und indirekt dem Innenministerium: Er habe mit einer Delegation das Lager Traiskirchen besucht – "und man hat uns nicht hineingelassen", so Psota. "Wir kommen zwar im Sudan in jedes Lager, aber nicht in Österreich."

Im Innenministerium heißt es dazu, es habe "keine offiziell Anfrage" gegeben, das Erstaufnahmezentrum zu besuchen.

Keine Beruhigung

Innenministerin Johanna Mikl-Leitner konnte gegenüber Ö1 keine konkrete Perspektive für Traiskirchen bieten. "Ich hoffe, dass wir es bis Herbst schaffen können, Traiskirchen zu entlasten", so die ÖVP-Ministerin. (red, 28.7.2015)