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Die Leute müssen sich laut Regierung keine Sorgen mehr machen.

Foto: REUTERS/Kim Hong-Ji

Seoul – Rund zwei Monate nach dem ersten Auftreten des Mers-Virus in Südkorea hat die Regierung das Ende der tödlichen Epidemie verkündet. Die Mediziner und die Regierung seien zu dem Schluss gekommen, dass die Leute sich keine Sorgen mehr machen müssten, sagte Ministerpräsident Hwang Kyo Ahn am Dienstag. Seit dem Mers-Ausbruch am 20. Mai erlagen in Südkorea 36 Menschen der Krankheit.

"Ich rufe die Öffentlichkeit auf, alle Bedenken wegen Mers abzuschütteln und ihre normalen täglichen Tätigkeiten aufzunehmen, einschließlich der Wirtschafts-, Kultur-, Freizeit- und Schulaktivitäten", sagte Hwang bei einem Treffen mit Regierungsmitgliedern laut der Nachrichtenagentur Yonhap. Zum Höhepunkt der Epidemie waren tausende Schulen geschlossen worden, da Eltern ihre Kinder aus Angst vor Ansteckung nicht zum Unterricht lassen wollten. Erst am Montag wurde der bisher letzte unter Infektionsverdacht stehende Mensch in Südkorea aus der Quarantäne entlassen.

Ein internationales Forscherteam unter Schweizer Leitung isolierte indes einen Antikörper gegen Mers. Er könnte binnen kurzer zur Therapiereife gebracht werden – sofern sich ein Produzent findet, hieß es am Montag. Nur vier Monate brauchten die Forscher um Antonio Lanzavecchia von der Universita della Svizzera Italiana (USI) in Bellinzona nach eigenen Angaben, um die Antikörper zu isolieren, zu testen und in großen Mengen zu produzieren, wie sie im Fachjournal "PNAS" berichteten.

Wirtschaft betroffen

Die südkoreanische Wirtschaft erlitt durch die Epidemie schwere Verluste. Einkaufszentren, Restaurants und Kinos verzeichneten deutliche Umsatzrückgänge, da die Menschen größere Menschenansammlungen mieden. Auch die Tourismusbranche wurde hart getroffen. So ging die Zahl der ausländischen Besucher im Juni um mehr als 40 Prozent gegenüber dem Vorjahreszeitraum zurück, in den ersten zwei Juliwochen brach sie sogar um 60 Prozent ein.

Die Regierung legte ein milliardenschweres Konjunkturprogramm auf, um die unter der Epidemie leidende Wirtschaft anzukurbeln. Die Zentralbank korrigierte kürzlich zum dritten Mal dieses Jahr die Wachstumsprognose nach unten. Der Zentralbank-Gouverneur Lee Ju Yeol warnte, dass die wirtschaftlichen Auswirkungen der Epidemie noch den ganzen August andauern würden, obwohl seit dem 4. Juli keine Neuinfektion mehr registriert wurde.

Schwerster Ausbruch außerhalb Saudi-Arabiens

Insgesamt starben seit dem 20. Mai 36 Menschen am Mers-Virus in Südkorea, 186 weitere erkrankten daran. Es war der bisher schwerste Mers-Ausbruch außerhalb Saudi-Arabiens, wo das Virus bisher vor allem auftrat. Das Mers-Virus ist ein seit dem Jahr 2012 bekannter Stamm aus der Gruppe der Coronaviren. Es gilt als gefährlicherer, aber weniger ansteckender Verwandter der Atemwegserkrankung Sars, der 2003 in Asien hunderte Menschen erlagen.

Die Erkrankung geht häufig mit grippeähnlichen Beschwerden wie Fieber, Husten und Kurzatmigkeit einher. Bei schweren Verläufen kann sich eine Lungenentzündung entwickeln, auch Nierenversagen ist möglich. Bisher gibt es weder einen Impfstoff, noch eine Behandlung gegen die Krankheit.

Die Regierung Seoul war zunächst für ihre Reaktion auf die Epidemie kritisiert worden, erließ dann aber umfassende Quarantäneregeln, woraufhin fast 17.000 Menschen in ihren Häusern unter Quarantäne gestellt wurden. Dies erlaubte, eine Ausbreitung des Virus außerhalb von Krankenhäusern zu verhindern. (APA, 28.7.2015)