Salzburg/Wien – Es ist still geworden um das Projekt zweier österreichischer Riesen: Red-Bull-Milliardär Dietrich Mateschitz tat sich mit Österreichs Reichweitenriesen Kronen Zeitung zusammen für ein tägliches Regionalmagazin im Vorabend von Servus TV. Das klang nach Frontalangriff auf das quotenstärkste tägliche Fernsehformat des Landes – Bundesland heute im ORF.

Sechs Tage mit 30.000 und mehr

Diesen Montag war Servus Krone drei Monate on air. Ebenso lange liegt auch sein bisheriger Spitzenwert zurück: 37.000 Menschen verfolgten die Premiere am 27. April – beworben mit einer ganzen Titelseite der Krone. Seither schaffte Servus Krone laut Teletest an fünf Tagen 30.000 bis höchstens 33.000 Zuschauer. Zweimal verfolgten im Schnitt nur 1000 Menschen den "Blick in die Bundesländer mit den Redaktionen der Kronen Zeitung".

Foto: STANDARD-Grafik

Bundesland heute mit seinen neun Regionalausgaben im ORF kam beim Start von Servus TV auf weit mehr als eine Million Zuschauer. In der fernsehunfreundlich heißen Vorwoche pendelten die Quoten des ORF-Formats zwischen 780.000 und 930.000.

14.000 Zuschauer im Schnitt

Servus Krone kam im Schnitt seiner ersten drei Monate auf 14.000 Zuschauer; im Juli waren es 11.000.

Durchschnittsalter des Servus-Krone-Publikums: 58 Jahre, rund 70 Prozent des Publikums sind laut Teletest älter als 50. Für einen Fernsehsender und Regionalnachrichten wirkt das fast schon jugendlich.

Seit Montag früher und länger

Servus TV arbeitet offenkundig an dem Format und seiner Quote: Seit Montag beginnt Servus Krone schon um 18.10 Uhr statt um 18.30 und dauert ein Stück länger bis 18.40 – bisher begann das Nachfolgeprogramm um 18.50 Uhr.

"Wir sind sicher, dass die geänderte Startzeit und die Verlängerung der Sendezeit einen positiven Effekt auf die Reichweite haben werden", hieß es auf STANDARD-Anfrage beim Sender.

Sommerfernsehflaute

Nach dem ersten Monat, Servus Krone hatte damals durchschnittlich 16.000 Zuschauer, zeigte sich Servus-Geschäftsführer Martin Blank mit dem Zuspruch zufrieden. Die Werte der Sendung würden nach dem Hoch am Start und erwartbaren Rückgängen danach steigen, etwa bei jungen Zuschauern.

"Überzeugt" vom Format

Wie sieht man das Format zwei Monate später bei Servus TV? "Wir sind nach wie vor überzeugt von unserem Bundesländer-Magazin", ließ man am Montag auf Anfrage verlauten. Servus arbeite grundsätzlich "kontinuierlich an der Optimierung unseres Vorabendprogramms".

Zur Optimierung hat Servus TV schon nach wenigen Tagen on air ein Format zurück in die Box geholt, das am 27. April zusammen mit Servus Krone gestartet ist. Der tägliche Kurztalk "Tagesthema" ist offenkundig noch nicht in passender Verfassung: Bisher soll nach Infos aus Salzburg noch nicht entschieden sein, ob, wann und wie das "Tagesthema" auf den Bildschirm zurückkehrt.

Marktanteil 1 Prozent

Im Sommer sinken Zuschauerzahlen und Reichweiten mit der Höhe der Temperaturen und den Urlaubsreisen. Der Marktanteil ist unabhängiger von Saisonen und Wetterlagen – er bezieht sich nur auf jene, die gerade fernsehen.

Der Marktanteil von Servus Krone liegt mit 1 Prozent seit Start im oder eher unter dem Schnitt des Senders. Viermal schlug er auf drei Prozent aus, 20 von 92 Sendungen hatten zwei Prozent. 13 Sendungen laut Teletest null Prozent – die meisten davon im Juni, drei im Juli. Null meint: Aus der geringen Zahl der Zuschauer in Teletest-Haushalten lässt sich nicht mehr auf das gesamte Fernsehpublikum hochrechnen.

Der Senderschnitt von Servus hat sich etwa im Juni bewegt: 1,8 Prozent Marktanteil, nach 1,4 Prozent im Juni 2014. Vor einem Jahr aber profitierten die Quoten des großen Konkurrenten ORF von der Fußball-WM.

Ohne solche Events beim großen öffentlich-rechtlichen Rundfunk tut sich die Konkurrenz grundsätzlich leichter – aber nicht jeder Kanal kann das auch in Quote umsetzen, das zeigten andere Privatsender in diesem Juni.

Krone-Promotion

Servus Krone – kolportiertes, unbestätigtes Budget: rund sieben Millionen Euro, grob ein halbes ORF-Landesstudio – ist nur ein Teil einer millionenschweren Kooperation zwischen der Krone und Servus: Seit Jahresbeginn promotet die Krone auf der vorletzten Seite den Red-Bull-Sender täglich mit einer großen Programmliste und mehreren redaktionellen Programm-Storys. 2,285 Millionen Menschen schaut laut Media-Analyse täglich in die Krone.

Servus zum Morgen

Der ORF bereitet für 2016 ein weiteres, sehr regional angelegtes Format vor – drei Stunden Früh-TV von sechs bis neun Uhr.

Servus TV hat im April 2013 sein Frühstücksfernsehen Servus am Morgen gestartet, in Deutschland mit Jahreswechsel 2014/15 wegen Zuschauermangel eingestellt – und die Ausgabe für Österreich zumindest auf Urlaub geschickt: Derzeit ist Servus am Morgen nicht im Programm.

Kommt das Format im Herbst wieder?, fragte DER STANDARD beim Sender nach. Die Auskunft: "Servus am Morgen ist derzeit in der Sommerpause." (fid, 28.7.2015)