Der Vouliagmeni-Plan ist gescheitert, ganz zu schweigen vom Varoufakis-Komplott oder gar dem Lafazanis-Überfall. Vertreter der Gläubigerseite haben am Montag in Athen in einem Klima wilder Spekulationen und Enthüllungen mit Gesprächen auf technischer Ebene über einen neuen Hilfskredit für Griechenland begonnen.

Die linksgeführte Regierung soll zunächst versucht haben, die Vertreter der Kreditgeber weitab vom Zentrum in Resort-Hotels am Meer in teuren Athener Vororten im Süden wie Vouliagmeni oder Lagonisi unterzubringen. Das haben die Geldgeber als Trick durchschaut, der ihnen ein noch schlechteres Image im Land beschert hätte. Jetzt ist es wieder das Hilton geworden, ein geschwungener Betonbau aus den 1960er-Jahren, in dem schon Frank Sinatra und Zorbas-Darsteller Anthony Quinn abstiegen. Von dort fuhren bisher auch die Kreditgeberinstitutionen seit dem ersten Rettungskredit von 2010 los, um den griechischen Ministerien ihre gefürchteten Besuche abzustatten.

Varoufakis hält Medieninteresse wach

Der Anfang Juli nach dem Nein-Referendum zum Sparkurs entlassene griechische Finanzminister Yanis Varoufakis hält derweil weiter das Medieninteresse an seiner Person wach. Nach täglichen Kommentaren via Blog und Gastbeiträgen in Zeitungen zum geplanten neuen Kreditabkommen steht Varoufakis nun wegen eines Geheimplans zur Einführung eines parallelen Bankwesens in Griechenland im Mittelpunkt. Die konservative Zeitung "Kathimerini" hatte am Sonntag aus einer Videokonferenz zitiert, bei der Varoufakis internationalen Hedgefondsmanagern seinen nie realisierten Plan erläuterte. Die mutmaßlich gut dotierte Konferenzschaltung vom 16. Juli wurde vom früheren britischen Finanzminister Norman Lamont moderiert. Laut Mitschrift der Unterhaltung erklärte Varoufakis, er würde seine Aussagen dementieren, sollten sie publik werden. Dies tat er am Montag über Twitter.

Das Audiofile gibt es auch zum Nachhören.

Bei dem Plan sollten die Steuernummern von Unternehmen und Privatpersonen gehackt und ein paralleles Bankensystem eingerichtet werden, das einen Geldverkehr erlaubt für den Fall, dass die griechischen Banken auf Druck der Kreditgeber geschlossen würden. Regierungschef Alexis Tsipras soll diesen Plan vor seinem Wahlsieg gebilligt, später aber verworfen haben.

Panayiotis Lafazanis mit im Spiel

Ähnlich wollte auch der mittlerweile entlassene Energieminister Panayiotis Lafazanis vorsorgen: Er schlug angeblich die Konfiszierung der Reserven der griechischen Zentralbank vor. Tsipras soll auch dies abgelehnt haben.

Die neuen Kreditverhandlungen finden nun sowohl im Hotel als auch in den Ministerien statt; die Vorrunde am Montag lief im Haushaltsamt des Finanzministeriums ab. Die Börse soll am Dienstag wieder öffnen. (Markus Bernath aus Athen, 27.7.2015)