Nach dem Primavera Sound Festival und dem Sonar im Frühling fügt sich das Cruïlla in die Reihe der Musikfestivals in Barcelona. Auch hier gibt es eine nette kleine Tradition: Musikliebhaber kaufen die Tickets ein Jahr vorher um 39 Euro, ohne zu wissen, welche Künstler auftreten werden. Im Laufe des Jahres verhandeln die Veranstalter mit den Musikern und veröffentlichen berühmte und weniger bekannte Namen nach und nach. Eigentlich ein ziemlich guter Marketing-Trick. Denn der Hype bleibt bis zum letzten Tag des Cruïlla erhalten.

Ich habe zusammen mit meinen Freunden die Tickets im vergangenen Sommer erstanden, nachdem ich Macklemore verpasst hatte. Das sollte mir nie wieder passieren. Wer die günstigsten Tickets haben will, muss allerdings flink sein, denn sie kommen in Preisgruppen. Die ersten 100 kosteten im Vorjahr 39 Euro, die nächsten 100 dann schon 45 Euro und so weiter.

Mysteriöses Line-up

Im Herbst kamen dann die ersten Namen: Capital Cities, Caravan Palace, Of Monsters and Men und Damien Marley. Gut, kein Macklemore, aber die erste Auslese fand ich schon mal nicht schlecht. Das Beste: Die auftretenden Bands kommen aus komplett unterschiedlichen Genres – langweilig wird es einem beim Cruïlla auf keinen Fall.

In den Tagen vor dem Festivalwochenende gab es noch eine Überraschung – scheinbar kurzfristig geplante Konzerte für Leute mit Tickets. Davon wusste nur, wer – wie ich – ein paar Tage zuvor die Webseite durchforstet hatte.

Foto: Johanna Hofbauer

Nicht cool, Lauryn Hill!

Und so war das Cruïlla: unglaublich viele Leute, fünf von mir gezählte Bühnen und leicht überteuerte Foodtrucks zur kulinarischen Versorgung der Festivalbesucher.

Highlight des Festivals war – oder hätte sein sollen – Lauryn Hill mit ihrer Band. Allerdings schickte die Rapperin zuerst einen schlechten DJ auf die Bühne, der nach 20 Minuten vom Publikum ausgebuht wurde – die Leute wollten einfach Lauryn Hill. Der DJ legte schließlich eine CD ein und ging hinter den Vorhang. 40 genervte Minuten später kam Madame Hill endlich auf die Bühne und legte eine miserable Vorstellung hin.

Die Backgroundsänger hörte man kaum bis gar nicht, sie dirigierte nur den Bassisten und Drummer und zupfte lediglich symbolisch an ihrer Gitarre herum. Ich wollte mir das nicht gönnen und ging. Später wurde es angeblich besser, aber die Konzertstimmung war im Eimer. Die Cruïlla-Veranstalter distanzierten sich später vom Auftritt der Künstlerin. Hill sei am Freitag angekommen, habe drei Stunden mit ihrer Band geprobt und alles habe hervorragend funktioniert. Für die Verspätung gab es keinen Grund, die Verantwortung hierfür liege ganz allein bei ihr, heißt es in einem Statement auf Facebook. Für die technischen Probleme beim Ton sei ebenso die Band allein verantwortlich.

Geniales Festivalfeeling

Dafür waren Vintage Troubles, Of Monsters and Men und der Marley-Sohn großartig und das Geld allemal wert. Drei Tage Konzerte für unter 40 Euro sind mehr als okay. Vor allem, wenn die Sonne scheint und für ausreichend Schattenplätze gesorgt ist.

FFS – Franz Ferdinand & Sparks.
Foto: Johanna Hofbauer
Emeli Sandé.
Foto: Johanna Hofbauer

Praktisch: Langes Schlangestehen für Getränke und Essen ließ sich mit einem Prepay-System vermeiden. Man lud einfach am Tag davor das Guthaben auf sein Chip-Armband. Wenn man das Guthaben aufgebraucht hatte, konnte man es an Ladeterminals wieder aufladen.

Für das Cruïlla 2016 gibt es übrigens schon Karten, jedoch mittlerweile ein bisschen teurer. Und vermutlich ohne Lauryn Hill. (Johanna Hofbauer, 28.7.2015)