Seit Jahren warnen unter anderem Mozilla und Google vor der Verwendung des weit verbreiteten H.264-Codecs. Zwar könne dies kostenlos genutzt werden, die unsichere Rechtslage könnte aber früher oder später zu ernsthaften Problemen führen. Dieser Moment scheint nun gekommen.

Forderung

Mit HEVC Advance hat sich eine neue Industriegruppe formiert, die Lizenzgebühren für die Verwendung von H.265 / HEVC – dem Nachfolger von H.264 – eintreiben will. Konkret fordert man 0,5 Prozent sämtlicher Einnahmen die durch mit dem Codec erstellte Videos erzielt werden, dies berichtet CNET. Zudem will man bei jedem Gerät, das entsprechende Hardwareunterstützung bietet, mitverdienen. Im Dokument zu den Lizenzkosten spricht man von 80 Cent pro Smartphone und 1,50 US-Dollar bei einem Fernseher.

Nicht-exklusives Problem

Möglich wird diese Forderung, da die MPEG LA, die bisher alleine als Branchenverband aufgetreten ist, und die Codecs weitgehend kostenlos lizenziert, über keine exklusiven Rechte verfügt. In der HEVC Advance haben sich nun einige Unternehmen zusammengefunden, die Patenansprüche an H.265 hegen, und sich nicht an die bisherige Abmachung halten wollen. Dazu gehören der Webpage nach General Electric, Technicolor, Dolby, Philips, und Mitsubishi Electric. In den kommenden Monaten hofft man noch weitere Unterstützer aus der Branche zu finden.

Realität

Beharrt die HEVC Advance auf ihrem Tun, könnte dies Teile der Branche hart treffen. So wird Hardwareunterstützung für H.265 mittlerweile mit vielen aktuellen Geräten ausgeliefert. Zudem nutzt etwa Netflix das Codec für das eigene Video-Streaming. Im Vergleich zu H.264 bietet das neuere Codec zahlreiche Verbesserungen in der Videokompression und ist nicht zuletzt für die Übertragung von HD- und 4K-Inhalten optimiert.

VP9

Indirekter Nutznießer der Aktivitäten von HEVC Advance könnte Google werden: Hat der Softwarehersteller doch mit VP9 ein eigenes Codec im Angebot, das eine ähnliche Leistungsfähigkeit wie H.265 bietet und zum Teil bereits bei Youtube zum Einsatz kommt. Google hatte den ursprünglichen Hersteller vor einigen Jahren übernommen, und das VP8-Codec vollständig freigegeben. Seitdem arbeitet man aktiv an der Weiterentwicklung, sowohl mit dem Blickpunkt auf technische Verbesserungen aber auch darauf, etwaige Patentprobleme zu umgehen. Die aktuellste Ausgabe ist dabei VP9, Google arbeitet aber aktuell bereits an VP10. (apo, 24.7.2015)