An den Überlebensraten hat sich bei fortgeschrittenen Karzinomen des HNO-Bereichs leider innerhalb von 30 Jahren kaum etwas geändert. Auf die Herausforderungen, welche diese Krebserkrankungen für die Medizin nach wie vor darstellen, verwiesen aus Anlass des Welttages der Kopf- und Halskrebsarten (27. Juli) jetzt österreichische Spezialisten.
"Pro Jahr erkranken in Österreich zwischen 1.200 und 1.500 Personen an solchen Karzinomen. Zu 95 Prozent sind es sogenannte Plattenepithelkarzinome. Nur rund fünf Prozent machen Speicheldrüsenkrebs, Lymphome oder Melanome der Schleimhaut aus", sagt Dietmar Thurnher, Leiter der HNO-Universitätsklinik in Graz.
Die Österreichische HNO-Gesellschaft warnt vor diesen in der Öffentlichkeit wenig bekannten Krebsarten. "Als einzelne Erkrankungen sind diese Krebsleiden zwar jeweils relativ selten, doch insgesamt stehen sie in der Häufigkeitsliste aller Krebsleiden weltweit an der sechsten oder siebenten Stelle", sagt Thurnher.
Anders als viele andere bösartige Tumorarten nähmen solche im Rachen zu", sagt auch Herbert Riechelmann, Leiter der Universitätsklinik für Hals-, Nasen- und Ohrenheilkunde der Medizinischen Universität Innsbruck und Präsident der Österreichischen HNO-Gesellschaft.
Alkohol und Tabak
Die zwei wichtigsten Karzinogene für die Entstehung von Kopf- und Halskarzinomen sind Alkohol und Tabak. Ihr Effekt potenziert sich. Hinzu kommen chronische Infektionen mit dem Humanen Papillomavirus (HPV). Bei 20 bis hundert Prozent der Mandelkarzinome lassen sich beispielsweise solche Infektionen feststellen.
Die amerikanische Krebsgesellschaft nennt folgende Warnzeichen für Hals- und Kopftumore: Luftbeschwerden und Atemnot, Fremdkörper- und Kloßgefühl im Hals, ins Ohr ausstrahlende Schmerzen, ständiger Husten, manchmal mit Blutauswurf, Heiserkeit, Schmerzen oder Kratzen im Hals sowie Knotenbildung am Hals.
"Je weiter 'vorn' im HNO-Bereich ein Karzinom liegt, desto früher wird es bemerkt", sagt Thurnher. Eine Veränderung an der Zungenspitze entdeckte man leicht, auch ständige Heiserkeit sei etwas, womit die Menschen zum Arzt gehen".
"Wenn eine Heiserkeit länger als drei Wochen andauert, sollte sie durch eine HNO-Facharzt abgeklärt werden", sagt der steirische HNO-Spezialist Wolfgang Luxenberger Er empfiehlt weiters jedem Raucher, einmal im Jahr zum Kehlkopfcheck beim HNO-Facharzt zu gehen.
Oft zu spät erkannt
Das Problem liegt weiterhin bei jenen HNO-Krebserkrankungen, die erst relativ spät erkannt werden. "Hier hat sich mit einem monoklonalen Antikörper oder sogenannten Tyrosin-Kinase-Hemmern in der medikamentösen Therapie eine Verbesserung ergeben, aber die Überlebensraten haben sich in den vergangenen 30 Jahren nicht verbessert", sagte Thurnher.
Im frühen Stadium kann noch gut operiert werden, doch bei fortgeschrittener Erkrankung stoßen die HNO-Spezialisten wegen der Kleinheit der betroffenen Gewebestrukturen an Grenzen. Thurnher – er übersiedelte von der Wiener Universitätsklinik nach Graz – will Studien zur Chemoprävention weiterführen: Antioxidantien, Entzündungshemmer und andere Mittel haben zumindest im Labor eine präventiven Effekt gezeigt. (red, 24.7.2015)