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Der US-amerikanische und der irakische Verteidigungsminister Khaled al-Obeidi (rechts) in Bagdad.

Foto: REUTERS/Carolyn Kaster/Pool

Bagdad – Bei seinem ersten Besuch im Irak hat US-Verteidigungsminister Ashton Carter dem Land weitere Hilfe zugesagt, sofern es eine schlagkräftige Armee aufbaut. "Wir sind bereit mehr zu tun, wenn und falls (die Iraker) eigene fähige, motivierte Streitkräfte entwickeln, die Gebiete erobern und halten können", sagte Carter am Donnerstag vor US-Soldaten.

Das irakische Verteidigungsministerium hatte demgegenüber zuvor bereits bekannt gegeben, dass der Pentagon-Chef Bagdad weiteren Rückhalt im Kampf gegen die IS-Extremisten zusicherte. In der Quelle waren keine von Washington genannten Bedingungen zur Gewährleistung einer Unterstützung im Kampf gegen die Extremisten erwähnt worden. Der Besuch des Carters erfolgte, während die Armee die Belagerung um die Stadt Ramadi enger zog.

Deserteure

Carter kam während seines Aufenthalts im Irak mit Ministerpräsident Haidar al-Abadi und Verteidigungsminister Khaled al-Obeidi zusammen. Er traf zudem sunnitische Politiker aus der hart umkämpften Provinz Anbar. Die jihadistische Organisation "Islamischer Staat" (IS) hatte im vergangenen Sommer weite Gebiete im Norden und Westen des Landes in ihre Gewalt gebracht. Die Armee zog sich dabei vielfach kampflos zurück, viele Soldaten desertierten.

Nach dem Debakel, das die Schwäche der mit US-Unterstützung aufgebauten Streitkräfte offenbarte, wurden Maßnahmen zu ihrer Reform eingeleitet. Die USA, die ihre letzten Truppen Ende 2011 aus dem Zweistromland abgezogen hatten, schickten erneut tausende Ausbilder und Berater, um Bagdad in diesem Prozess zu unterstützen. Zudem starteten sie im Spätsommer zusammen mit einer internationalen Militärkoalition Luftangriffe auf die Jihadisten.

Offensive

Mit Hilfe der Kampfflugzeuge der Koalition und der massiven Unterstützung durch schiitische Milizen konnte die Armee im April die Stadt Tikrit zurückerobern. Eine Offensive auf Mosul, die zweitgrößte Stadt des Landes, wurde aber bis auf weiteres aufgeschoben. Derzeit konzentrieren sich die Kämpfe auf die westliche Provinz Anbar und deren Hauptstadt Ramadi, die im Mai komplett an die sunnitischen Aufständischen fiel.

"Die irakischen Streitkräfte sind dabei, Ramadi einzukreisen", sagte der US-Militärsprecher Steve Warren, der Carter begleitete. Demnach sind 1.000 bis 2.000 IS-Kämpfer in der Stadt. Wann eine Offensive zur Rückeroberung Ramadis gestartet werde, wollte er nicht sagen. Es sei wohl eine Sache von "Wochen", sagte Warren. Demnach beteiligen sich an den Kämpfen um Ramadi erstmals auch 3.000 von den USA trainierte Soldaten.

"Dies ist eine Entwicklung, mit der wir sehr zufrieden sind", sagte Warren. Insgesamt wurden 9.000 Soldaten ausgebildet, doch beteiligten sie sich noch nicht an Kämpfen. Weitere US-Ausbilder trainieren derzeit sunnitische Stammesmilizen in Anbar. Laut Warren erhielten bisher 1.800 Milizionäre Ausbildung und Ausrüstung. Vertreter der Stämme forderten am Donnerstag aber deutlich mehr Unterstützung.

Carters Besuch im Irak war aus Sicherheitsgründen nicht vorher angekündigt worden. Er hatte zuvor Israel sowie Jordanien besucht, um für das Atomabkommen mit dem Iran zu werben. Der Iran ist ein wichtiger Unterstützer Bagdads und der schiitischen Milizen, die eine Schlüsselrolle im Kampf gegen die IS-Extremisten spielen. Trotz der jüngsten Einigung im Atomstreit lehnen aber sowohl Teheran als auch Washington eine Zusammenarbeit im Kampf gegen die Jihadisten ab. (APA, 23.7.2015)