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David Rath soll bei der Auftragsvergabe für die Renovierung von Gebäuden und die Modernisierung von Krankenhäusern insgesamt etwa 590.000 Euro abgezweigt haben.

Foto: AP/CTK/Michal Krumphanzl

Einer der spektakulärsten Gerichtsprozesse in der jüngeren Geschichte Tschechiens endete am Donnerstag mit einem Schuldspruch für David Rath, den früheren Kreishauptmann von Mittelböhmen. Rath wurde wegen Korruption zu achteinhalb Jahren Haft verurteilt.

Bei der Auftragsvergabe für die Renovierung von Gebäuden und die Modernisierung von Krankenhäusern soll er insgesamt 16 Millionen Kronen (etwa 590.000 Euro) abgezweigt haben. Das Urteil ist nicht rechtskräftig, der 49-Jährige will Berufung einlegen.

Große mediale Aufmerksamkeit

Der Fall beschäftigt die Öffentlichkeit seit mehr als drei Jahren. Grund für die große mediale Aufmerksamkeit ist in erster Linie die Tatsache, dass mit Rath einer der prominentesten Politiker des Landes im Fokus stand. Die Kreishauptleute Tschechiens entsprechen etwa den Landeshauptleuten in Österreich, zum Zeitpunkt seiner Verhaftung war Rath zudem Parlamentsabgeordneter und als ehemaliger Gesundheitsminister längst landesweit bekannt.

Aufsehen erregten auch die Umstände seiner Verhaftung: Am Abend des 14. Mai 2012 wurde Rath als amtierender Kreishauptmann in Rudná bei Prag von einem Polizeiaufgebot gestellt, als er das Haus von Kateřina Pancová verließ, der Direktorin des Krankenhauses von Kladno. In der Hand trug er eine Weinschachtel mit sieben Millionen Kronen (etwa 260.000 Euro) in bar.

Verschwörungstheorien

Rath behauptet, von dem Geld nichts gewusst zu haben. Über seine Festnahme schrieb der ehemalige Sozialdemokrat später aus der Untersuchungshaft an die Zeitung "Právo": "Mir war sofort klar, dass ich als Mensch und als Politiker am Ende bin." Stets blieb er bei seiner Version, wonach die Causa ein abgekartetes Spiel gegen ihn sei. Die zahlreichen Abhörprotokolle, die nach Ansicht des Gerichts seine Schuld belegen, sind für Rath aus dem Zusammenhang gerissen und nicht aussagekräftig.

Mehrere Mitangeklagte Raths wurden bereits zu Haftstrafen zwischen fünf und siebeneinhalb Jahren verurteilt. (Gerald Schubert aus Prag, 23.7.2015)