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Strenge Kontrollen nach einem verhinderten Attentat in Luxor. Viele Touristen haben wegen der politischen Lage in Ägypten Angst, das Land zu besuchen. Das wird für den wirtschaftlichen Wiederaufbau zunehmend zum großen Problem.

Foto: AP/ Hassan Ammar

40 Grad im Schatten schon in den Morgenstunden – es ist nicht gerade die beste Zeit für den Besuch der Tempel von Luxor. Aber so wenige Fremde wie in diesen Tagen hat die Tourismusmetropole in Oberägypten noch selten gesehen. Nur ein paar vereinzelte Busse stehen auf dem riesigen Parkplatz vor dem Karnak-Tempel. Hier waren im Juni mehrere mutmaßliche Terroristen kurz vor einem geplanten Attentat gestoppt worden. Bei der Schießerei gab es Verletzte, zwei Angreifer wurden getötet. Es war das erste Mal seit den 1990er-Jahren, dass hier Touristen im Visier von Terroristen standen.

Am einzigen Zugang zum Parkplatz steht jetzt ein großes Polizeiaufgebot. Drei Mal werden Taschen und Personen kontrolliert oder durchleuchtet, bis die Touristen die Tempelanlage des Amun, des Königs der Götter, betreten können. Es sind fast nur Gruppen, kaum Individualtouristen. Die meisten Reiseleiter sprechen Russisch. Ein junges Paar aus Holland war auf einem der wenigen Kreuzfahrtschiffe auf dem Nil, die derzeit in Betrieb sind. Sie genießen ihren Urlaub, Angst haben sie keine, obwohl sie vor der Abreise von den Anschlägen auch von jenem auf das italienische Konsulat in Kairo gewusst hatten.

"Alle mit derselben Mentalität"

Marwan plaudert in seinem Reisebüro an der Corniche, einem der wenigen, die überhaupt geöffnet haben, mit einem Freund. Das Geschäft sei tot, sagt er. Seit den negativen Schlagzeilen um den Karnak-Tempel seien die Reservierungen eingebrochen. Zudem seien die Terroranschläge von Tunesien zu spüren. In den Köpfen vieler Touristen sei das dieselbe Region mit derselben Mentalität. Ein Reiseverbot hat nur Polen ausgesprochen, damit fällt vor allem in Hurghada eine Kundengruppe weg. Österreich hat eine partielle Reisewarnung ausgesprochen. Von Reisen auf dem Landweg von Kairo nach Luxor wird abgeraten.

Die Attacke auf den Karnak-Tempel hat sich ausgerechnet in einem Moment ereignet, als die Verantwortlichen davon ausgingen, dass sich der Tourismus in Ägypten nach vier schwierigen Jahren nun dauerhaft erholen könnte. Im Jahr 2010 haben die Tourismusverantwortlichen noch "Durchflussdiagramme" auf gestellt, um die Flut von Bussen und Touristenscharen auf die Sehenswürdigkeiten zu verteilen. Jetzt sind Hotels geschlossen, viele Geschäfte von Souvenirshops über Buchhandlungen und Apotheken mussten aufgeben.

Unerbittlicher Wettbewerb

Tausende Angestellte in der Branche haben die Arbeit und damit ihre Familien ihr Auskommen verloren. Es herrscht ein unerbittlicher, ruinöser Wettbewerb. Die Polizei kontrolliert nicht. Man unterbietet sich gegenseitig mit den Preisen. Für das Jahr 2015 hatte es erste positive Anzeichen für eine Erholung gegeben. Das Tourismusministerium hatte in diesem Jahr mit 12,5 Millionen Touristen, gegenüber 9,9 Millionen 2014 gerechnet. Das ist immer noch weit vom Rekordjahr 2010 mit 14,7 Millionen entfernt. Aber die Zunahme im ersten Halbjahr war mit plus neun Prozent bescheiden. In Luxor und Assuan liegt die Auslastungsquote der Hotels bei kaum zehn Prozent.

Der Tourismus kann bei der Wirtschaftsentwicklung eine Schlüsselrolle spielen, vor allem weil die Branche viele Arbeitsplätze schafft, hat das World Economic Forum in einer neuen Studie über die Wettbewerbsfähigkeit dieser Industrie dargelegt.

Ausbau gegen die Schlappe

Der ägyptische Tourismusexperte Ahmed al-Khadem rät daher im Interview mit einer lokalen Zeitung zu schonungsloser Aufklärung über das Ausmaß der Anschläge, die Bildung eines Krisenzentrums und die Information der wichtigsten Märkte. In den kommenden Wochen sollen 500 ausländische Journalisten und Reiseveranstalter nach Ägypten eingeladen werden.

Auch in Luxor selbst, dem größten Open-Air-Museum der Welt, wird weiter an der Verbesserung des Angebots gearbeitet. Auf der Westseite wird in diesen Tagen ein Projekt eingeweiht, um die Sehenswürdigkeiten zu beleuchten, damit die Touristen auch die deutlich kühleren Abendstunden für ihren Besuch nützen können. Marwan in seinem Reisebüro weiß, dass seine Durststrecke dennoch weiter andauern wird. Mindestens bis zum nächsten Winter, wenn bis dahin alles ruhig bleibt. (Astrid Frefel aus Luxor, 24.7.2015)