Nagoya – Was bringt einen Hahn zum Krähen? Die Sonne ist es nicht – die innere Uhr eines Gockels funktioniert nämlich auch ohne Lichtveränderung zuverlässig, wie japanische Forscher um Tsuyoshi Shimmura 2013 in Experimenten herausfanden. Dasselbe Team ergänzt nun in Scientific Reports, dass das morgendliche Kikeriki noch von einem zweiten Faktor abhängt: dem sozialen Status.
In der Morgendämmerung krähe stets der Hahn zuerst, der in der Hackordnung am höchsten steht, berichten die Forscher im Fachmagazin "Scientific Reports". Die Artgenossen folgen nach einigen Sekunden und krähen weniger häufig als der Anführer.
"Das Krähen eines Hahns hat die Menschen über die Ankunft des Morgens seit der Indus-Kultur (2600 bis 1800 vor Christus) unterrichtet und dieser Laut symbolisiert den Anbruch der Morgendämmerung in vielen Kulturen", so Shimmura. Um mehr über die soziale Komponente des Krähens herauszufinden, führten die Forscher ein Experiment durch.
Klare Rangfolge
Dazu bildeten sie drei Gruppen mit je vier Hähnen aus einer Zuchtlinie. Sie beobachteten die aggressiven Begegnungen der Hähne untereinander und leiteten daraus eine soziale Rangordnung ab. Außerdem maßen sie über Sensoren die Körpertemperatur der Tiere, wodurch sie die biologische Uhr jedes einzelnen Tiers bestimmen konnten. Zwei Wochen lang verbrachten die Hähne je zwölf Stunden bei hellem und stark gedämpftem Licht, anschließend zwei Wochen lang rund um die Uhr nur bei Minimalbeleuchtung.
In allen drei Gruppen krähte der ranghöchste Hahn morgens als erster und am häufigsten. Die anderen Hähne krähten mit abnehmendem sozialem Rang weniger oft. Wurde der Chef aus der Gruppe entfernt, stieg der zweithöchste Hahn auf und krähte fortan als erster und so häufig wie sein Vorgänger.
Dabei hing der Krähbeginn nicht direkt davon ab, wann das Licht eingeschaltet wurde. Bei ununterbrochen stark gedämpftem Licht verschob sich das erste Kikeriki entsprechend der inneren Uhr des ranghöchsten Hahns. (APA, red, 23.7.2015)