Bild nicht mehr verfügbar.

Mitglieder des ultranationalistischen Rechten Sektors bei einem Aufmarsch in Kiew am Dienstag.

Foto: REUTERS/Gleb Garanich

Sonst wirkt die Innenstadt von Kiew in der Ferienzeit Ende Juli an den Abenden wie ausgestorben: Doch am Dienstag versammelten sich nach Schätzungen ukrainischer Medien zwischen 1.500 bis 4.000 uniformierte, teilweise bewaffnete Anhänger der paramilitärischen Gruppe des Rechten Sektors. Ihr Anführer Dmitri Jarosch kündigte an, ein Referendum zur Absetzung der Kiewer Regierung halten zu wollen.

Der als rechtsradikal geltende Rechte Sektor hält seit fast zwei Wochen die ukrainischen Sicherheitskräfte auf Trab, weil ein Teil der Gruppe in Mukatschewe, in der westukrainischen Region Transkarpatien militärisch auftritt. Nach eigenen Angaben gegen Zigaretten- und Alkoholschmuggel, nach Ansicht vieler politischer Beobachter aber mit dem Ziel, die Destabilisierung des Landes und eine Machtübernahme in Kiew zu erreichen. Der Rechte Sektor ruft offen zum Sturz von Premier Arsenij Jazenjuk und Präsident Petro Poroschenko auf.

Warum die Regierung den stundenlangen Aufmarsch in der Kiewer Innenstadt zulässt, bleibt offen. Dmitri Jarosch ist kein Unbekannter, im Gegenteil, er gehörte während der Maidan-Proteste, in deren Folge der damalige Präsident Wiktor Janukowitsch flüchtete, zu denjenigen, die an der Gewaltspirale schraubten. Auch Wolodimir Parasjuk zählte dazu – wie Jarosch ist auch der 28-Jährige seit Herbst vergangenen Jahres Abgeordneter im Parlament. Während Jarosch den Rechten Sektor leitet, war Parasjuk Kämpfer beim Freiwilligen-Bataillon Dnipro I. Am Dienstagabend gehörte er zu den Rednern, die ihren Anhängern auf dem Maidan versprachen, den Freiwilligen-Bataillonen gleiche Rechte wie Soldaten zu geben.

Bekennende Neonazis

Wie viele dieser Verbände geben auch etliche Mitglieder des Rechten Sektors offen zu, ultranationalistische Ansichten zu vertreten – einige bezeichnen sich als Neonazis. Trotz des Kampfes gegen die prorussischen Separatisten im Osten des Landes sind einige Beobachter in der Ukraine der Ansicht, dass die Gruppierung – ähnlich wie angeblich die rechte Swoboda-Partei zuvor – von Russland unterstützt werde, um so Kiew zu destabilisieren.

Dazu, so heißt es dort, solle auch das Referendum dienen, das nun vorbereitet werden soll. Bis Sonntag tagt die Führung noch im Oktober-Palast. Dort hatte die Swoboda-Partei während der Maidan-Proteste im Winter 2013/2014 ebenfalls ihr Hauptquartier.(Nina Jeglinski aus Kiew, 23.7.2015)