Wien – Ob und inwiefern behinderte Menschen von Gewalt und sexuellem Missbrauch in Einrichtungen betroffen sind, darüber gibt es bis dato keine umfassende Studie in Österreich. Im November wurde daher von den Grünen ein entsprechender Antrag im Parlament eingebracht, der auch angenommen wurde. Konkret geht es um rund 4.200 Einrichtungen, die auch die Volksanwaltschaft prüft.
Das Sozialministerium schrieb die Erstellung der Studie aus. Budgetrahmen: 100.000 Euro. Erhoben werden sollen aktuelle und repräsentative Daten. Außerdem sollen Faktoren, die Gewalt und sexuellen Missbrauch begünstigen, festgestellt werden. Schließlich sollen die Studienautoren auch Maßnahmen zur Prävention von Gewalt und sexuellem Missbrauch formulieren.
Bessere Zahlungskonditionen
Kritik kommt nun von Wissenschaftern. Rund ein Dutzend namhafter Bildungs- und Sozialwissenschafter schrieb einen offenen Brief an das Sozialministerium und die Volksanwaltschaft. Auf elf Seiten begründen sie, warum sie sich nicht für die Erstellung der Studie beworben haben, obwohl ihnen das Thema ein großes Anliegen ist. 100.000 Euro seien schlicht zu wenig. Sie verlangen realistische Budgetvorgaben und Zahlungskonditionen.
Unterstützung erhalten sie dabei auch von Sigrid Maurer, Wissenschaftssprecherin der Grünen, die von einer "Alibistudie zu Dumpingpreisen" spricht. Der Verein Bizeps verlangt in einer Aussendung eine Neuausschreibung der Studie.
Aus dem Sozialministerium hieß es am Mittwoch, dass es noch Gespräche mit allen Involvierten geben werde. (Rosa Winkler-Hermaden, 23.7.2015)