Washington – Ein Lanzenstich ins Knie hätte Philipp II. von Makedonien, der von 382 bis 336 vor unserer Zeitrechnung lebte, drei Jahre vor seiner Ermordung fast das Leben gekostet. Nun diente diese markante Verletzung einem Team um dem griechischen Forscher Antonis Bartsiokas und seinem spanischen Kollegen Juan Luis Arsuaga zur Identifizierung der Gebeine des Vaters von Alexander dem Großen.

Im Bild: Die Rekonstruktion stellt Philipp II. mit der verheilten Knieverletzung dar.

Illu.: Arturo Asensio

Wie die Forscher im Fachblatt "PNAS" schreiben, ruhte der lahme Philipp II. in Königsgrab eins und nicht in der Grabkammer zwei der Grabanlage von Vergina, das seit vielen Jahren fälschlicherweise dem Herrscher zugeschrieben wurde. Dort liegen hingegen Philipp III., Arrhidaeus, seine Gemahlin Eurydike und Rüstung und Helm von Alexander selbst. Von dessen Gebeinen fehlt nach wie vor jede Spur.

Im Bild: Das verwachsene Kniegelenk dürfte auf eine Speerverletzung zurückgehen, die Philipp II. drei Jahre vor seinem Tod erlitten hatte.

Foto: Javier Trueba

Für ihre Analysen unterzogen die Wissenschafter die Gebeine aus Grab eins unter anderem einer Computertomografie. Dabei zeigte sich, dass der Verstorbene vermutlich etwa 45 Jahre alt war. Als auffälligstes Merkmal erwies sich jedoch ein verwachsenes Kniegelenk sowie ein großes Loch zwischen Oberschenkelknochen und Schienbein, was auf eine massive Verletzung hindeutet – möglicherweise durch einen Lanze, wie Bartsiokas und seine Kollegen berichten.

Im Bild: Der Unterkiefer von Philipp II.

Foto: Javier Trueba

Auch die übrigen in der Grabkammer eins entdeckten Knochen decken sich mit den historischen Angaben: Die dort freigelegten Gebeine einer 18-jährigen Frau und eines Neugeborenen dürften zu Philipps Ehefrau Kleopatra und ihrem gemeinsamen Kind gehören. Kleopatra soll der Überlieferung nach von Philipps anderer Gattin Olympias von Epeiros (der Herrscher hatte phasenweise mehrere Ehefrauen gleichzeitig) zum Selbstmord gezwungen worden sein. (jam, red, 21.7.2015)

Im Bild: Die Beinknochen von Philipps Gattin Kleopatra, der Nichte des makedonischen Generals Attalos.

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Abstract
PNAS: "The lameness of King Philip II and Royal Tomb I at Vergina, Macedonia"

Foto: Antonis Bartsiokas