München – Im NSU-Prozess gegen mutmaßliche deutsche Rechtsterroristen ist der Streit zwischen der Hauptangeklagten Beate Zschäpe und ihren Rechtsanwälten am Dienstag weitergegangen. Zschäpe verlangte erneut die Entlassung eines ihrer Verteidiger aus dem Verfahren.

Vor Verhandlungsbeginn am Dienstag übergab sie dem Münchner Gericht nach Informationen der Deutschen Presse-Agentur einen handschriftlichen Brief. Darin bittet sie das Gericht, Rechtsanwalt Wolfgang Heer abzuberufen. Heer hatte erst am Vortag gemeinsam mit seinen beiden Kollegen Wolfgang Stahl und Anja Sturm selbst verlangt, sein Pflichtmandat niederlegen zu dürfen. Dies hatte das Gericht aber abgelehnt. Über Zschäpes neuen Antrag entschied der Senat noch nicht und setzte den Prozessbeteiligten eine Frist bis Mittwoch, sich dazu zu äußern.

Mehrere Zeugen am Mittwoch

Zschäpe muss sich im NSU-Prozess für die zehn Morde zwischen 2000 und 2007 verantworten, die die Bundesanwaltschaft dem "Nationalsozialistischen Untergrund" vorwirft. Als Zeugin hörte das Gericht am Dienstag eine Ermittlerin des Bundeskriminalamtes. Sie berichtete, dass die Exemplare der berüchtigten "Paulchen Panther"-DVD auf einem Brenner hergestellt wurden, der in einem Computer des wegen Beihilfe mitangeklagten Andre E. eingebaut war.

Die Ermittler glaubten deshalb, E. habe die DVDs hergestellt und den mutmaßlichen Rechtsterroristen zur Verfügung gestellt. Auf der als Propaganda genutzten DVD werden die NSU-Morde verherrlicht. Nach dem Auffliegen des NSU waren Exemplare der DVD im ausgebrannten Wohnmobil in Eisenach und im Brandschutt der Fluchtwohnung des NSU in Zwickau gefunden worden. Mehrere DVDs waren außerdem mutmaßlich von Zschäpe an unterschiedliche Adressaten geschickt worden. Als weiterer Zeuge war für den Dienstagnachmittag ein früheres Mitglied der Jenaer Neonazi-Szene geladen. (APA, 21.7.2015)