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Im Wiener Rathaus werden die Karten nach den Wahlen neu gemischt.

Foto: APA/GEORG HOCHMUTH

Wien – In Wien überlegt eine türkischstämmige Liste, bei der Wahl am 11. Oktober an den Start zu gehen. Initiator ist der Arzt Turgay Taskiran, der bis 2013 auch Präsident der AKP-nahen Union europäisch-türkischer Demokraten (UETD) war. Im "Ö1-Mittagsjournal" bekräftigte er am Dienstag, dass man sich nicht nur an Wähler mit Migrationshintergrund wenden wolle.

Die Liste stehe dafür, gemeinsam ohne Vorurteile an der Zukunft Wiens zu arbeiten, betonte er: "Die Zielgruppe sind alle Wiener, nicht Migranten, sondern alle Wiener, die in Frieden ohne Fremdenfeindlichkeit oder ohne Hass zusammenleben wollen." Es seien etwa all jene angesprochen, die die Parolen der FPÖ satthätten.

Beklagt wird weiters, dass in den arrivierten Parteien kaum Migranten vertreten sind – jedenfalls nicht in den "Entscheidungsgremien". Die Frage, ob er für türkische Schulen eintrete, verneinte er. Dafür stehe man nicht generell, auch wenn es fremdsprachige Schulen wie etwa das Lycee geben könne. Das seien jedoch Ausnahmen.

Auf der Liste sollen sich sowohl "autochthone" Österreicher als auch Zuwanderer finden, kündigte Taskiran an. Der Wahlvorschlag muss bis Anfang September eingereicht werden. Bis dahin will man Strukturen aufbauen und ein Parteiprogramm erstellen.

Keine reine AKP-Finanzierung

Das Antreten werde nicht nur die AKP finanzieren, beteuerte der Listen-Initiator. Es gebe einen Spendenaufruf und entsprechende Zusagen von Geschäftsleuten. "Das Problem ist, dass wir durch die Medienberichterstattung in ein Eck gedrängt wurden", beklagte er. In dieser sei von einer Moslem- oder Türkenpartei die Rede gewesen.

In der "ZIB2" nannte Taskiran am Montagabend eines der Motive für den Gang in die Politik: Im Nationalratswahlkampf 2013 konfrontierte FPÖ-Chef Heinz-Christian Strache Bundeskanzler Werner Faymann (SPÖ) mit einem SPÖ-Wahlplakat in türkischer Sprache. Der Kanzler wollte damit jedoch nichts zu tun haben: "Ich hätte mir erwartet, dass er sagt, dass es nichts Normaleres gibt als mit solchen Plakaten zu werben, dass Leute, die die deutsche Sprache nicht so gut können, sich dadurch mehr identifizieren", zeigte sich Taskiran verärgert. (APA, 21.7.2015)