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Microsoft CEO Satya Nadella gibt die Richtung vor.

Foto: JASON REDMOND / REUTERS

Wenn Microsoft in wenigen Tagen den offiziellen Startschuss für Windows 10 gibt, wird sich das Interesse der Öffentlichkeit vor allem auf all die damit einhergehenden neuen Funktionen stürzen. Doch egal wie nett die Integration des Sprachassistenten Cortana, der Browser Edge oder das Revival der klassischen Desktop-Oberfläche auch sein mögen: Die wichtigste Änderung der neuen Betriebssystemgeneration findet an ganz anderer Stelle statt.

Zeitenwechsel

Mit Windows 10 wird erstmals ein großes Update für das Betriebssystem von Microsoft für die breite Masse der Konsumenten kostenlos sein. Damit bestätige der Softwarehersteller das, was viele Nutzer mittlerweile ohnehin schon erwarten: Nämlich, dass Betriebssysteme gratis sind, so Jan Dawson, Analyst bei Jackdaw Research gegenüber der New York Times.

Zu verdanken haben die Windows-Nutzer diesen Trend nicht zuletzt der Konkurrenz. Sowohl bei Apple als auch bei Google gehen die Nutzer davon aus, dass sie ihre Betriebssysteme – und nachfolgende Updates – gratis bekommen. Für Apple ist dies möglich, da man die Entwicklungskosten einfach auf den Hardwarepreis aufschlagen kann, während Google an der Nutzung seiner Services – und der damit verbundenen Auslieferung von Werbung – verdient.

Mobiler Trend

In diesem Umfeld ist es für Microsoft zunehmend schwerer geworden, Geld für sein Betriebssystem zu verlangen. Schon vor einiger Zeit hat man sich im mobilen Bereich dieser Realität angepasst, also ist Windows für alle Geräte mit einer Bildschirmgröße unter 9 Zoll prinzipiell gratis. Aber selbst im Desktop-Bereich musste Microsoft mittlerweile reagieren, und hat angesichts des Erfolgs von Googles Chromebooks in einzelnen Bereichen die Lizenzkosten für Windows auf kostengünstigen Laptops drastisch gesenkt.

Windows 10 bringt einige neue Funktionen.
Screenshot: Andreas Proschofsky / STANDARD

Strukturelle Vorteile

Zudem hat die kostenlose Auslieferung eines Betriebssystems natürlich auch grundlegende Vorteile: Auf diese Weise wird eine entscheidende Hürde zum Update auf die aktuellste Betriebssystemgeneration genommen. Es ist also davon auszugehen, dass sich Windows 10 erheblich schneller verbreiten wird als alle seine Vorgängerversionen. Davon profitiert wiederum das Windows-Ökoystem auf mehrfache Weise: Anwendungsentwickler freuen sich darüber, dass die Versionsvielfalt zunehmend zurückgedrängt wird, Microsoft, dass neue Features schneller bei den Konsumenten ankommen, und alle dass die Sicherheit gesteigert wird. Insofern ist es natürlich auch kein Zufall, dass Updates für die Home-Version von Windows künftig verpflichtend und automatisch sein werden – nur so können die gesamten Vorteile eines solchen Modells voll zum Tragen kommen.

Ausnahmen

Während Microsoft wohl klar ist, dass man mittelfristig zumindest im Consumer-Markt (direkt) kein Geld mehr mit Windows machen kann, versucht das Unternehmen fürs Erste diesen Entfall möglichst weich abzufedern. Also soll zunächst weiter Geld von den OEMs für die Windows-Auslieferung verlangt werden, auch sind die kostenlosen Updates laut dem derzeit gültigen Wording von Microsoft auf das erste Jahr – sowie die vorherige Nutzung von Windows 7 und 8 beschränkt. Langfristig werden aber wohl auch diese Schranken fallen.

Geschäftsbereich bleibt

All das bisher gesagte gilt natürlich nur für den Consumer-Markt, für Geschäftskunden soll Windows natürlich weiterhin kostenpflichtig bleiben. Gerade bei mittleren bis größeren Unternehmen sind langfristig Support-Verträge wichtig, entsprechend wird dieser Bereich noch auf viele Jahre hinaus ein einträgliches Geschäft für Microsoft bleiben. (apo, 21.7.2015)