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Rund 45 Milliarden Hühner werden jährlich weltweit geschlachtet. Diese Praxis dürfte vor rund 2300 Jahren in Mode gekommen sein.

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Schnittspuren an über 2300 Jahre alten Knochen aus Israel weisen auf Schlachtungen hin.

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Haifa/Wien – Es ist zumindest rein zahlenmäßig das beliebteste Haustier des Menschen: Weltweit wird die Zahl der gehaltenen Haushühner auf rund 20 Milliarden geschätzt. Damit kommen auf einen Menschen knapp drei der eierlegenden Zweibeiner. Noch beliebter sind die Hühner als Schnitzel: Rund 45 Milliarden werden geschlachtet, macht sechs Stück pro Mensch und Jahr.

Das Haushuhn hat gegenüber anderen Fleischlieferanten erhebliche Vorteile: Es verbraucht weniger Wasser und ist auch sonst besser für die Klimabilanz. Ab-strakt formuliert, stellen sie eine kompakte, tragbare und pflegeleichte Fleischpackung dar, die auch über Eier verlässlich Protein liefert, wie ein Forscherteam um Lee Perry-Gal von der Universität Haifa im Fachblatt "PNAS" schreibt.

Das Interesse der Wissenschafter galt aber einer anderen Frage: Wo und wann begann man außerhalb von Asien systematisch mit der Zucht von Hühnern zum Fleisch- und Eierkonsum?

Nachfahren des Bankivahuhns

Aufgrund genetischer Untersuchungen ist offensichtlich, dass unsere Hühnerrassen von einem südostasiatischen Wildhuhn abstammen, dem Bankivahuhn. Nach seiner Domestizierung gelangte das Huhn über seinen natürlichen Verbreitungsraum hinaus: zuerst nach Westasien und in den Nahen Osten, etwa im 9. oder 8. Jahrhundert vor unserer Zeitrechnung nach Europa.

Die Forschung vermutet indes, dass in dieser Zeit "westliche" Hühner vor allem für rituelle oder symbolische Zwecke gehalten wurden. Knochenfunde, die auf eine systematische Hühnerhaltung zum Zwecke des Verzehrs schließen lassen, gibt es aus diesen Zeiten so gut wie gar nicht.

2300 Jahre alte Knochenansammlungen

Perry-Gal und Kollegen stießen kürzlich in Maresha, einer historischen Stadt im heutigen Israel, auf außergewöhnliche Ansammlungen antiker Hühnerknochen, die vermutlich mehr als 2300 Jahre alt sind. Darunter waren besonders viele Knochen weiblicher Tiere, was vermuten lässt, dass die Hühner unter anderem wegen ihrer Eier gehalten worden waren. Zudem fanden die Forscher Schnittspuren an den Knochen, die auf Schlachtungen hinweisen.

Schließlich analysierten die Forscher das historische Vorkommen von Hühnern an mehr als 200 weiteren historischen Stätten in der südlichen Levante und fanden einen sprunghaften Anstieg an Knochen in den letzten drei Jahrhunderten vor unserer Zeitrechnung. Und das wiederum markiere vermutlich den Beginn der modernen Hühnerzucht. (tasch, 20.7.2015)