Wien – Seit der STANDARD über Probleme bei der Einführung der Schulverwaltungssoftware Sokrates berichtet hat, trudeln immer mehr Beschwerden von Anwendern aus Schulen ein. "Wir hatten eine funktionierende Schulverwaltungssoftware, mussten mitten im Betrieb auf eine Vorabversion dieses unsäglichen Sokrates umsteigen und uns mit von Hand geschriebenen Listen behelfen, weil nicht einmal die wichtigsten Unterlagen korrekt ausgedruckt werden", lautet eine typische Beschwerde.

Auch müssten selbst einfache Funktionen mit unzähligen Mausklicks aufgerufen werden, die Software sei für die Anwender – das sind die Lehrer an Bundesschulen – zu wenig benutzerfreundlich ausgelegt oder gar zu kompliziert, hieß es in Postings auf derStandard.at.

Lehrer bei Entwicklung eingebunden

"Diese Rückmeldungen haben wir nicht", versichert die Sprecherin des Bildungsministeriums, Susanne Preuer, im Gespräch mit dem Standard. Die Software sei im Gegenteil "ein Riesenprojekt, das maßgeschneidert für die Bedürfnisse der Schulen erstellt" wurde.

In die Entwicklungsarbeit seien viele Lehrer und IT-Verantwortliche aus der schulischen Praxis eingebunden gewesen – und wenn es dennoch Probleme geben sollte, so gebe es genau dafür "viele lokale Supportstellen", die die vom Ministerium als erfolgreich bezeichnete Einführung der Sokrates-Software an den Bundesschulen im vorigen Schuljahr begleitet hätten.

Kritiker des Projekts hatten bereits im vergangenen Herbst auf die Probleme bei der Einführung der neuen Software an Bundesschulen berichtet – und zum Ende des Schuljahres hatten etliche Schulen Probleme, Zeugnisse auszustellen. Ein Administrator schrieb, dass dies zwar gelungen sei, "aber der Aufwand dafür ist unvergleichbar höher geworden, vor allem im Vergleich zum Vorgänger Schüsta, der viele Aufgaben einfacher, schneller und effizienter erledigt hat. So haben wir die komplette Maturaplanung außerhalb von Sokrates erledigt, sonst würden wir jetzt noch beim Planen sein."

Ministerium von korrekter Vergabe überzeugt

Dass die Vergabe des Projekts – Sokrates war um wenige 1000 Euro günstiger als das zweitgereihte Konkurrenzprodukt – unkorrekt gewesen sein könnte, wird vom Bildungsministerium zurückgewiesen.

Die Vergabe sei gemeinsam mit dem Landwirtschaftsministerium über die Bundesbeschaffungsgesellschaft erfolgt. Dass sich nun die Unternehmen gegenseitig anzeigen, betreffe das Bildungsministerium nicht. (cs, 21.7.2015)