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Foto: APA/HELMUT FOHRINGER

Flüchtling gegen Obdachlosen, das ist Brutalität! Die inländischen Obdachlosen (die bis dato politisch betrachtet eher marginal beachtet wurden) sind die neueste Entdeckung der Xenophoben. Die in Traiskirchen sollen sich gefälligst nicht so aufführen, bei uns leben Menschen auch auf der Straße!

Im Ausspielen verschiedener Bevölkerungsschichten sind viele um kein haarsträubendes Argument verlegen. Kaum herrscht Wahlkampf, werden Klientelgruppen gegeneinander in Stellung gebracht, dass es auf dem Schachbrett nur so kracht. Der Bauer mit dem Millionär gegen Arbeitslose und Mindestsicherungsempfänger. Wohnungsbesitzer gegen Mieter. (Ja, es gibt miese Wohnnomaden, aber auch miese Spekulanten). Männer gegen Frauen. Rechtschaffene Kernfamilien gegen die mit dem Regenbogen. Arbeitslose gegen Flüchtlinge. Man wird überall fündig, und je unsicherer man ist, desto rascher springt man auf den Segregationszug auf.

Die Vorgangsweise ist immer gleich: Thema A mit Thema B entkräften wollen. Wozu denen in Traiskirchen helfen, unsere eigenen Obdachlosen brauchen auch Unterstützung. Wozu Frauenhäuser, wenn es auch Männerprobleme gibt. Überhaupt: Wozu Gleichberechtigung, wir haben andere Sorgen! Stimmt. Es gibt viele Probleme. Das heißt aber nicht, dass man Angina Pectoris bei dem einen nicht behandeln soll, nur weil der andere einen offenen Beinbruch hat. (Julya Rabinowich, 20.7.2015)