Peking – Der Anwalt der nach monatelanger Haft freigelassenen chinesischen Journalistin und "Zeit"-Mitarbeiterin Zhang Miao hat angeblich ein Geständnis abgelegt. Wie die amtliche Nachrichtenagentur Xinhua am Samstagabend berichtete, hat sich Zhou Shifeng nach seiner Festnahme schuldig bekannt und um eine "zweite Chance" gebeten.

Teile seiner Tätigkeit bei der Pekinger Kanzlei Fengrui seien "illegal" gewesen. "Meine Fehler waren schwerwiegend", sagte Zhou demnach offenbar in Polizeigewahrsam. Einen von seiner Familie bestellten Anwalt durfte Zhou nicht treffen, wie die Hongkonger Bürgerrechtsgruppe Rights Defense Network mitteilte.

130 Anwälte und Aktivisten festnommen

In China wurden nach Angaben von Menschenrechtsorganisationen im Juli bereits mehr als 130 Anwälte und Aktivisten festgenommen. Amnesty International sprach von einer landesweiten Einschüchterungskampagne gegen Menschenrechtsaktivisten. Wie Xinhua berichtete, wurden neben Zhou noch neun weitere Anwälte der Kanzlei Fengrui sowie mehrere ihrer Mitarbeiter festgenommen und Strafverfahren gegen sie eingeleitet. Wie staatliche Medien in der vergangenen Woche berichteten, wird ihnen Mitgliedschaft in einer "kriminellen Vereinigung" vorgeworfen.

Zhou war am Freitag vergangener Woche in Peking festgenommen worden – nur wenige Stunden nach der Freilassung seiner Mandantin Zhang. Er hatte neben der chinesischen Mitarbeiterin der Wochenzeitung "Die Zeit" unter anderem Familien vertreten, deren Kinder durch verunreinigtes Milchpulver erkrankt waren. In diesem Jahr verteidigte er zudem einen 81-jährigen Autor, der wegen Kritik an der regierenden Kommunistischen Partei inhaftiert wurde.

Mehrfach von der Polizei verhört

Unter den anderen Festgenommenen ist auch die bekannte Menschenrechtsanwältin Wang Yu. Wie ein Freund ihrer Familie einer Nachrichtenagentur sagte, wurde in dieser Woche auch ihr 16-jähriger Sohn mehrfach von der Polizei verhört, um sie unter Druck zu setzen. Vor der Wohnung ihrer Eltern in der Stadt Tianjin stehen demnach Polizeibeamte, die die Familie ständig verfolgen.

Die "Zeit"-Mitarbeiterin Zhang war nach Recherchen über die Proteste für freie Wahlen in Hongkong im Oktober festgenommen worden. Sie hatte der damaligen "Zeit"-Korrespondentin Angela Köckritz bei Recherchen über die Proteste für freie Wahlen in Hongkong geholfen. (APA, 19.7.2015)