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Wahlhelfer Faymann? Für 52 Prozent der Befragten ist die Bundes-SPÖ und ihre Politik eher eine Belastung.

Foto: APA/Hans Punz

Linz/Wien – Ohne Koalition wird es auch künftig nicht gehen in Wien – angesichts des prognostizierten Absturzes der SPÖ auf 35 Prozent bei der Landtagswahl im Oktober erst recht nicht. Daher ließ DER STANDARD das Linzer Marktforschungsinstitut Market 400 repräsentativ ausgewählte Wiener Wahlberechtigte fragen: "Nach der Wahl wird vermutlich keine Partei allein regieren könne, sondern es werden zwei oder mehr Parteien zusammenarbeiten müssen, um im Rathaus die nötige Mehrheit zu bekommen. Ich lese Ihnen verschiedene Möglichkeiten vor – welche dieser Möglichkeiten würden Sie bevorzugen?"

Darauf entschieden sich 21 Prozent für die aktuelle Koalition zwischen SPÖ und den Grünen, die vor allem junge und gebildete Anhänger hat und bei den Befragten mit Migrationshintergrund weit vorn liegt.

Gespenst ohne Schrecken

Aber 18 Prozent wünschen sich eine SPÖ-FPÖ-Paarung – diese gefällt eher älteren Befragten und Wählern der Freiheitlichen. Damit liegt Rot-Blau auf gleichem Niveau wie Rot-Schwarz: Eine so gefärbte Stadtregierung wollen ebenfalls 18 Prozent, wobei sie bei den erklärten Anhängern von SPÖ und ÖVP die meistgenannte Koalition ist.

Die rechnerisch mögliche, aber politisch wenig realistische Koalition von FPÖ, ÖVP und Neos wird von 13 Prozent gewünscht. Rechnerisch kaum möglich, aber von zehn Prozent gewünscht wäre SPÖ-Neos; sieben Prozent wünschen sich die rechnerisch wohl unmögliche Koalition aus ÖVP, Grünen und Neos.

Market-Wahlforscher David Pfarrhofer schließt daraus, dass eine rot-blaue Koalition kaum als Schreckgespenst im Wahlkampf taugt.

Das belegt er mit den Antworten auf eine weitere Frage: "Die Wiener SPÖ hat eine Zusammenarbeit mit der FPÖ unter Heinz-Christian Strache eindeutig ausgeschlossen und steht der FPÖ sehr kritisch gegenüber. Was meinen Sie: Hilft die FPÖ-kritische Haltung der SPÖ im Wahlkampf, oder schadet die FPÖ-kritische Haltung der SPÖ eher?" Darauf sagten nämlich nur 30 Prozent der Befragten, dass die Ablehnung der FPÖ den Sozialdemokraten nütze.

52 Prozent dagegen meinen, dass die SPÖ unter ihrer FPÖ-kritischen Politik leide. Und diese Meinung wird auch von jedem zweiten Anhänger der Sozialdemokratie geteilt.

Wahlhelfer Faymann?

Und wie steht es mit dem Verhältnis von Bundes- zur Stadt-SPÖ? Auch das ließ DER STANDARD erheben. Market fragte: "Die SPÖ stellt mit Werner Faymann den Bundeskanzler; was meinen Sie: Ist die Politik der Bundes-SPÖ unter Bundeskanzler Faymann für die Wiener SPÖ unter Bürgermeister Michael Häupl eher nützlich, oder schadet die Politik der Bundes-SPÖ unter Bundeskanzler Faymann eher der Wiener SPÖ unter Bürgermeister Michael Häupl?"

Nur jeder zehnte Befragte vermutet, dass Faymann guten Wind für Häupl machen kann. 52 Prozent sehen Faymann und seine Bundespolitik explizit als eine Belastung für die Wiener SPÖ. Diese Einschätzung ist auch unter den Wählern der SPÖ mehrheitsfähig.

Trost für die SPÖ: 42 Prozent sehen sie nach wie vor als jene Partei, die in Wien die Themen vorgibt. (Conrad Seidl, 20.7.2015)