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Im Stade Louis II ereignete sich Verblüffendes.

Foto: ap/paris

Monaco – Die Äthiopierin Genzebe Dibaba hat am Freitagabend für das Glanzlicht des Diamond-League-Meetings der Leichtathleten in Monaco gesorgt. Die 24-Jährige stürmte in 3:50,07 Minuten zu einem neuen Weltrekord über 1.500 Meter. Dibaba blieb 39 Hundertstelsekunden unter der fast 22 Jahre alten Bestmarke der Chinesin Qu Yunxia und krönte eine hochkarätige Veranstaltung mit zahlreichen Topleistungen.

"Ich bin so glücklich, die Zeit ist so schnell. Ich freue mich über diesen Rekord", sagte Dibaba, die jüngere Schwester der dreifachen Olympiasiegerin und 5.000-m-Weltrekordlerin Tirunesh Dibaba. Für die bisherige Weltbestmarke hatte Qu Yunxia am 11. September 1993 in Peking in 3:50,46 Minuten gesorgt, sie gehörte in einer dunklen Läufer-Ära zur "Schildkrötenblut-Armee" des berüchtigten Trainers Ma Junren.

"Über den alten Weltrekord der Chinesin weiß ich nichts. Ich lebe meine eigene Geschichte, kümmere mich nicht um andere und darum, unter welchen Bedingungen sie gelaufen sind", sagte Dibaba in Monaco: "Ich kann nur sagen, dass ich sehr hart arbeite und Gott für diesen Sieg danke. Ich denke, ich kann mich noch weiter steigern."

Und deshalb verkündete Dibaba rund zwei Stunden nach dem Rennen ihres Lebens, dass dies nur der Anfang gewesen sei: "Ich träume davon, auch die Rekorde über 800 und 5000 m zu brechen."

"Das war schlichtweg ein phänomenaler Lauf", twitterte der britische Weltverbands-Vize Sebastian Coe, einst selbst 800-m-Weltrekordler. Vor allem aber ist Dibabas Leistung ein völliger Anachronismus: Die teils Jahrzehnte alten Bestmarken in den Lauf-Distanzen, erzielt in Hochzeiten des Doping-Missbrauchs, galten bis Freitag als unerreichbar.

Steigerung um sieben Sekunden

In den vergangenen 20 Jahren gab es auf den olympischen Frauen-Distanzen von 100 bis 10.000 m einen einzigen Weltrekord: 2008 durch Genzebe Dibabas Schwester Tirunesh über 5000 m – im Frauenbereich sind die fünf Kilometer aber erst seit 1996 olympisch, dementsprechend spät begann dort die Rekordhatz.

Alle anderen Bestmarken sind Relikte einer Epoche, dominiert durch die USA, den einstigen Ostblock und China: Ob der 100-m-Weltrekord durch Florence Griffith-Joyner (10,49/1988), der über 400 m durch Marita Koch (47,60/1985), über 800 m durch Jarmila Kratochvilova (1:53,28/1983) oder über 10.000 m durch Wang Junxia (29:31,78) – sie schienen in Stein gemeißelt, trotz modernster Trainingsmethoden sind heutige Spitzenläuferinnen teils Welten davon entfernt.

Gleiches galt auch für Dibabas Rekord-Distanz. In der vergangenen 15 Jahren kam über 1500 m außer der Athiopierin selbst, die bereits Anfang Juli in Barcelona 3:54,11 erzielte, nur eine Läuferin näher als fünf Sekunden an Qus Rekord heran: Die Türkin Süreyya Ayhan (2003/3:55,33) ist mittlerweile wegen Dopings lebenslang gesperrt. Wie Dibaba ihre Freiluft-Bestmarke 2015 um siebeneinhalb Sekunden steigern konnte, wirft demnach natürlich Fragen auf.

Auch die Männer waren flott

Auch im 1.500-Meter-Rennen der Männer gab es eine Spitzenzeit, immerhin die fünftbeste der Geschichte. Der Kenianer Asbel Kiprop lief sie in 3:26,69 Minuten. Der Olympiasieger und Weltmeister blieb nur 69 Hundertstelsekunden über dem 17 Jahre alten Weltrekord des Marokkaners Hicham El-Guerrouj. Kiprop ist nun bereits die Nummer 3 der ewigen Bestenliste. Nur El-Guerrouj (3:26,00) und Bernard Lagat (USA/3:26,34) waren schneller.

"Ich gebe zu, dass ich noch ein bisschen schneller sein wollte", sagte Kiprop. Für Jahresweltbestleistungen sorgten im Stade Louis II zudem US-Kugelstoßer Joe Kovacs (22,56 m.), seine Landsfrau Francena McCorory über 400 m (49,83 Sek.) sowie der Bosnier Amel Tuka über 800 m (1:42,51 Min.) und der Kenianer Caleb Mwangangi Ndiku über 3.000 m Hindernis (7:35,13 Min.).

Über 100 m ließ US-Sprinter Justin Gatlin der Konkurrenz erneut keine Chance und baute seine Siegesserie aus. Der 33-Jährige gewann in 9,78 Sekunden und blieb damit auch im 18. Finale in Serie ungeschlagen. Seine bis dato letzte Niederlage fügte ihm Jamaikas Olympiasieger Usain Bolt am 6. September 2013 in Brüssel zu. Zweiter beim Sprint-Showdown wurde Gatlins Landsmann Tyson Gay (9,97). (APA/sid – 18.7.2015)

ERGEBNISSE Diamond League, 10. von 14. Station in Monaco
(JWB=Jahresweltbestleistung, WR=Weltrekord):

  • Männer:

100 m (0,3 m/s Gegenwind): 1. Justin Gatlin (USA) 9,78 Sekunden, 2. Tyson Gay (USA) 9,97, 3. Jimmy Vicaut (Frankreich) 10,03, 4. Chijindu Ujah (Großbritannien) 10,08, 5. Keston Bledman (Trinidad und Tobago) 10,10, 6. Nickel Ashmeade (Jamaika) 10,11

800 m: 1. Amel Tuka (Bosnien und Herzegowina) 1:42,51 Minuten (JWB), 2. Nijel Amos (Botswana) 1:42,66, 3. Ayanleh Souleiman (Dschibuti) 1:42,97, 4. Boris Berian (USA) 1:43,34, 5. Adam Kszczot (Polen) 1:43,45, 6. Marcin Lewandowski (Polen) 1:43,72

1500 m: 1. Asbel Kiprop (Kenia) 3:26,69 Minuten (JWB), 2. Taoufik Makhloufi (Algerien) 3:28,75, 3. Abdelaati Iguider (Marokko) 3:28,79, 4. Mo Farah (Großbritannien) 3:28,93, 5. Nick Willis (Neuseeland) 3:29,66, 6. Elijah Managoi (Kenia) 3:29,67

3000 m: 1. Caleb Ndiku (Kenia) 7:35,13 Minuten (JWB), 2. Yenew Alamirew (Äthiopien) 7:36,39, 3. Isiah Koech (Kenia) 7:36,17, 4. Edwin Soi (Kenia) 7:37,85, 5. Garrett Heath (USA) 7:37,97, 6. Ben Blankenship (USA) 7:38,08

400 m Hürden: 1. Bershawn Jackson (USA) 48,23 Sekunden, 2. Patryk Dobek (Polen) 48,62, 3. Johnny Dutch (USA) 48,67, 4. Michael Tinsley (USA) 48,83, 5. L.J. van Zyl (Südafrika) 48,88, 6. Mohamed Sghaier (Tunesien) 49,53

Dreisprung: 1. Christian Taylor (USA) 17,75 m, 2. Pedro Pablo Pichardo (Kuba) 17,73, 3. Omar Craddock (USA) 17,35, 4. Nelson Evora (Portugal) 17,11, 5. Benjamin Compaore (Frankreich) 16,97, 6. Marquis Dendy (USA) 16,96

Stabhochsprung: 1. Renaud Lavillenie (Frankreich) 5,92. 2. Konstantinos Filippidis (Griechenland) 5,82, 3. Sam Kendricks (USA) 5,82, 4. Pawel Wojchiechowski (Polen) 5,82, 5. Brad Walker (USA) 5,72, 6. Jan Kudlicka (Tschechien) 5,72, 7. Raphael Holzdeppe (Deutschland) 5,72

Kugelstoßen: 1. Joe Kovacs (USA) 22,56 m (JWB), 2. Christian Cantwell (USA) 21,24, 3. Reese Hoffa (USA) 21,08, 4. Tom Wlash (Neuseeland) 20,73, 5. Ryan Whiting (USA) 20,73, 6. Jordan Clarke (USA) 20,72

Speerwurf: 1. Tero Pitkämäki (Finnland) 88,87 m, 2. Viteszlav Vesely (Tschechien) 85,44, 3. Jakub Vadlejch (Tschechien) 84,32, 4. Keshorn Walcott (Trinidad und Tobago) 83,54

  • Frauen:

200 m (0,3 m/s Gegenwind): 1. Candyce McGrone (USA) 22,08 Sekunden, 2. Dafne Schippers (Niederlande) 22,09, 3. Jeneba Tarmoh (USA) 22,23, 4. Blessing Okagbare (Nigeria) 22,25, 5. Dina Asher-Smith (Großbritannien) 22,41. 6. Kaylin Whitney (USA) 22,54

400 m: 1. Francena McCorory (USA)49,83 Sekunden (JWB), 2. Stephenie McPherson (Jamaika) 50,41, 3. Christine Day (Jamaika) 50,66, 4. Christine Ohuruogu (Großbritannien) 50,82, 5. Floria Guei (Frankreich) 50,90, 6. Libania Grenot (Italien) 51,07

1500 m: 1. Genzebe Dibaba (Äthiopien) 3:50,07 Minuten (WR), 2. Sifan Hassan (Niederlande) 3:56,05, 3. Shannon Rowbury (USA) 3:56,29, 4. Jennifer Simpson (USA) 3:57,30, 5. Laura Muri (Großbritannien) 3:58,66, 6. Maureen Koster (Niederlande) 3:59,79

100 m Hürden (0,3 m/s Gegenwind): 1. Sharika Nelvis (USA) 12,46 Sekunden, 2. Kenda Harrison (USA) 12,52, 3. Brianna Rollins (USA) 12,56, 4. Jasmin Stowers (USA) 12,56, 5. Dawn Harper Nelson (USA) 12,58, 6. Tiffany Porter (Großbritannien) 12,66

3000 m Hindernis: 1. Habiba Ghribi (Tunesien) 9:11,28 Minuten (JWB), 2. Hyvin Jepkemoi (Kenia) 9:12,51, 3. Virginia Nganga (Kenia) 9:13,85, 4. Hiwot Ayalew (Äthiopien) 9:14,98, 5. Purity Kirui (Kenia) 9:17,89

Weitsprung: 1. Ivana Spanovic (Serbien) 6,87 m, 2. Tianna Bartoletta (USA) 6,76, 3. Lorraine Ugen (Großbritannien) 6,73, 4. Christabel Nettey (Kanada) 6,68, 5. Shara Procter (Großbritannien) 6,65, 6. Janay Deloach (USA) 6,65

Hochsprung: 1. Marina Kutschina (Russland) 2,00 m, 2. Ruth Beitia (Spanien) und Anna Tschitscherowa (Russland) 1,97, 4. Airine Palsyte (Litauen) und Swetlana Schkolina (Russland) 1,91, 6. Kamila Licwinko (Polen) 1,91

Diskuswurf: 1. Sandra Perkovic (Kroatien) 66,80 m, 2. Dani Samuels (Australien) 65,21, 3. Gia Lewis-Smallwood (USA) 63,97, 4. Melina Robert-Michon (Frankreich) 62,39, 5. Whitney Ashley (USA) 61,03, 6. Zinaida Sendriute (Litauen) 57,16