Wien – Auf dem Spiel stehen fast 170 Millionen Euro. So viel spielt Roaming, also das Telefonieren ihrer Kunden in ausländischen Mobilfunknetzen, im Konzern Telekom Austria (TA) pro Jahr ein. Ein großer Teil dieser Roamingerlöse dürfte sich 2017 in Luft auflösen, denn der EU-Kommission erscheinen derartige Gebühren dem EU-Binnenmarkt nicht angemessen. Wie viel an Erlös der TA wegzubrechen droht, steht noch nicht fest, denn von Vieltelefonierern und Internetnutzern werden Betreiber Extragebühren einheben dürfen. Wie die TA die wegbrechenden Erlöse wettzumachen gedenkt, war bei Vorlage der Halbjahreszahlen am Freitag nicht in Erfahrung zu bringen.

Von den Auslandstöchtern ist kaum mehr Gewinn zu erwarten, denn Ertragsperlen wie Bulgarien und Kroatien lassen aus, in Weißrussland egalisiert der Verfall des Rubel 27-prozentige Ergebniszuwächse. Im Heimatmarkt Österreich nagen neue (virtuelle) Mobilfunker am Ertrag.

Kein akuter Geldbedarf

Ob der 60-Prozent-Großaktionär América Móvil (Amov) noch heuer eine Kapitalerhöhung über 1,5 Milliarden Euro durchziehen will, wie die Presse berichtet, ist angesichts des Umfelds unklar. Dass die Republik Österreich mitzieht, um ihren Anteil von 28,4 Prozent zu erhalten, gilt angesichts der Budgetzwänge als unwahrscheinlich, zumal die Staatsholding Öbib schon die Kapitalerhöhung im November auf Pump stemmen musste. Eher schon könnte die Republik ihr im Syndikatsvertrag verbrieftes Vetorecht bei Kapitalaufstockungen ziehen.

Akuten Geldbedarf sieht man in der TA aktuell nicht: Die Funklizenzen sind bezahlt, und die Nettoverschuldung ist um 6,9 Prozent auf 2,5 Milliarden Euro gesunken. Die halbe Milliarde Euro an Investitionen in Breitbandausbau werde man aus dem laufenden Geschäft finanzieren, hatte das Management rund um den scheidenden Generaldirektor, Hannes Ametsreiter, stets betont.

Aufsichtsratssitzung am Freitag

Allerdings sondiert Amov Zukäufe, vorzugsweise im Westen, wie der von Amov entsandte Vorstand für das operative Geschäft, Alejandro Plater, andeutete. Dass es Amov gleich am Beginn der gepriesenen österreichisch-mexikanischen Partnerschaft auf ein Zerwürfnis anlegt, halten Beobachter für unwahrscheinlich. Zunächst werde aber das Thema Nachbesetzung des Generaldirektors abgearbeitet, Aufsichtsratssitzung ist am Freitag.

Unter Währungsverlusten litt übrigens auch Amov, deren Nettogewinn im ersten Halbjahr von 30,9 auf 22,3 Milliarden Pesos (1,3 Mrd. Euro) einbrach. Amov meldete Währungsverluste von 30,8 Mrd. Pesos. Operativ lief es auch nicht rund. Die Umsätze stagnieren bei 440 Mrd. Pesos, die Kosten stiegen um 4,2 Prozent, und das Ebitda sank um 4,1 Prozent auf 136,6 Mrd. Pesos. (ung, 17.7.2015)