Ein Hinterbein von Trichobatrachus robustus mit ausgefahrenen Knochen-Krallen.

Foto: Blackburn

Zieht sich bei Gefahr ein Muskel zusammen, bricht ein Stück Knochen ab und das spitze Ende dringt als Klaue durch die Froschhaut.

Foto: Blackburn

Cambridge – Biologen von der Harvard University in Cambridge, Massachusetts, haben bei einer westafrikanischen Froschart eine ausgesprochen bizarre Form der Selbstverteidigung entdeckt. Als wäre sein Aussehen nicht schon Abschreckung genug – das braune Tier zeigt um seine Hüften eine Art dichten Pelz -, besitzt der Frosch auch die noch Fähigkeit, die Knochenenden seiner hinteren Zehen bei Gefahr durch die Haut zu schieben, um dadurch regelrechte Krallen auszubilden.

Es kommt sogar noch schlimmer: Die Trichobatrachus robustus genannte Spezies bricht dafür aktiv das hinterste Ende des Zehenknochens ab. David Blackburn und seine Kollegen vom Museum of Comparative Zoology der Harvard University glauben, dass dieses an Selbstverstümmelung grenzende Verhalten dazu dient, sich unliebsame Zeitgenossen vom Leib zu halten.

"Einige andere Froscharten haben spitze Knochenvorsprünge, die an den Beingelenken hervortreten, doch bei diesen wachsen die Knochen allmählich durch die Haut. Dass gebrochene Knochenenden spontan durch die Haut dringen, ist dagegen neu", erklärt Blackburn.

Knochen zu Klauen

Normalerweise verbergen sich die knöchernen Klauen von T. robustus am Ende der Zehen seiner Hinterbeine in einer Masse von Bindegewebe. Ein Klumpen Kollagen bildet eine feste Brücke zwischen dem spitzen Ende dieser Krallen und einem kleinen Knochen. Das andere Ende der Klaue ist mit einem Muskel verbunden. Untersuchungen an präparierten Exemplaren haben gezeigt, dass sich der Muskel vermutlich im Fall eines Angriffs zusammenzieht, was die Kralle nach unten biegt. Daraufhin bricht das kleine Knochenstück ab und die Klauenspitze dringt durch die Haut nach außen.

Das Endergebnis zeigt Ähnlichkeiten mit Katzenkrallen, doch der dahinter stehende Mechanismus ist ein völlig anderer – und ziemlich einmalig im Wirbeltierreich, so die Forscher. (red, 17.7.2015)