Googles Werbegeschäft läuft rund, und die Kosten gehen weiter zurück. Die Börse freut sich über den Kurs der Google-Finanzchefin Ruth Porat. Aber selbst die "eiserne Ruth" gönnt den Google-Gründern ihre teuren Moonshot-Projekte. Mit starken Zahlen hat Google die Skeptiker an der Wall Street fürs erste verstummen lassen.

Wachstum

Die aktuelle Entwicklung bei Umsatz und Gewinn im zweiten Quartal zeigen, dass im Kerngeschäft des Internet-Konzerns mit Online-Werbung noch ordentliche Steigerungen drin sind. Die neue Finanzchefin Ruth Porat – die schon aus ihrer Zeit bei der Bank Morgan Stanley weiß, wie Investoren ticken – versprach zudem, die Kosten im Griff zu behalten. Und sie deutete vorsichtig an, dass Google erstmals die Anleger per Dividende oder Aktienrückkauf an seinen Milliarden-Gewinnen teilhaben lassen könnte.

Die Börse reagierte prompt: Googles Aktie schoss noch während der Telefonkonferenz für die Analysten im nachbörslichen Handel am Donnerstag hoch. Zum Schluss stand ein Plus von mehr als elf Prozent auf dem Zettel. Damit wäre Google mehr als 400 Mrd. Dollar (368 Mrd. Euro) wert. "Der solide Finanzbericht sieht exakt nach dem aus, was nötig war", kommentierte Experte Mark Vickery vom Analysehaus Zacks Investment Research.

Werbung

Die Befürchtungen, Googles Wachstumsmotor – das Anzeigengeschäft – könne ins Stottern geraten, bestätigten sich nicht. Die Werbeerlöse, Haupteinnahmequelle des Konzerns, stiegen im Jahresvergleich um 11 Prozent auf 16,02 Mrd. Dollar. Weil die Werbung den Nutzern zunehmend von klassischen Desktop-PCs auf Mobil-Geräte mit kleineren Bildschirmen folgt, wird es tendenziell schwerer, hier Geld zu verdienen.

Die Herausforderung für Google: Die Tarife für Anzeigen sinken. Zudem kämpft der Konzern mit starken Wettbewerbern wie Facebook. Die durchschnittlichen Einnahmen pro Klick gingen zuletzt auch um elf Prozent zurück. Das wurde jedoch durch höheres Volumen ausgeglichen – die Zahl der bezahlten Klicks auf Internetanzeigen kletterte um 18 Prozent. Damit Google daran verdient, muss die von Partnern auf den Websites des Konzerns geschaltete Werbung auch angeklickt werden.

Mobile Fortschritte

Im vergangenen Quartal sah Google jedoch eine Verbesserung gerade bei Anzeigen im Umfeld von Suchanfragen auf Smartphones. Und zudem kamen mehr Werbeerlöse von der Videowebsite YouTube, die vielen Marktbeobachtern als Problem gilt. Sie schätzen, dass die Einnahmen nur gerade so eben die hohen Kosten für den Betrieb der Plattform einspielen.

In einer Telefonkonferenz nannte Porat einige weitere Details zur Videoplattform, deren Ergebnisse nicht offengelegt werden. Demnach nimmt die Nutzung rasant zu – weltweit sei im zweiten Quartal 60 Prozent mehr Zeit mit Youtube-Gucken verbracht worden als im Vorjahr, auf Mobilgeräten sei es sogar mehr als doppelt soviel gewesen. Die Youtube-"Session" der Nutzer dauere im Schnitt 40 Minuten.

Über den Prognosen

Der Gewinn fiel entsprechend hoch aus. Mit dem Sprung von 3,35 auf 3,9 Mrd. Dollar, übertraf Google erstmals seit langem wieder die Prognosen der Wall Street. Der Konzern hat Geldreserven von mehr als 60 Mrd. Dollar, die Anleger schon lange im Blick haben. Bei einem anderen Technologie-Schwergewicht, Apple, hatten sie nach jahrelangen Forderungen schließlich Dividenden und Aktienrückkäufe in Höhe Dutzender Milliarden Dollar bekommen. Google-Finanzchefin blieb diesmal aber sehr vage: Sie sprach nur grundsätzlich über die Beteiligung von Anlegern.

Dafür versprach Porat den Investoren, künftig sehr sorgfältig darauf zu achten, wie Google seine Ressourcen einsetzt. "Der Fokus liegt auf den Hebeln, die unter unserer Kontrolle sind, um das Ausgaben-Tempo zu managen", sagte sie. Die von Analysten mit Argusaugen beobachteten Kosten stiegen zuletzt nur noch um zehn Prozent. Im Vorquartal hatten sie noch um 13 und im Schlussquartal 2014 um 22 Prozent zugelegt. Die Börsianer machten sich vor allem Sorgen, dass immer neue Projekte wie selbstfahrende Autos oder die inzwischen auf Eis gelegte Datenbrille Google Glass zu viel Geld verschlingen, während weiterhin fast nur die Online-Anzeigen für die Einnahmen sorgen.

Insgesamt konnte der Internetriese seinen Umsatz um 11 Prozent auf 17,7 Mrd. Dollar erhöhen. Bereinigt um Kosten, die Google in Kauf nimmt, um Nutzer auf seine Internetseiten zu lotsen, stiegen die Erlöse um 13 Prozent auf 14,35 Mrd. Dollar. Ohne den Einfluss des starken Dollar, der die Auslandserlöse bei der Umrechnung in US-Währung verringert, hätte das Umsatzplus bei 18 Prozent gelegen. (APA, 17.7.2015)