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Angela Merkel sieht sich momentan mit heftiger Kritik im Netz konfrontiert.

Foto: Reuters/Bensch

Die deutsche Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) sieht sich momentan ungewohnt heftiger Kritik in sozialen Netzwerken ausgesetzt. Merkel hatte sich in einer Fernsehsendung den Fragen junger Bürger gestellt, unter anderem wurde über die Flüchtlingsströme nach Europa diskutiert. Daraufhin meldete sich auch ein Mädchen namens Reem zu Wort, das seit vier Jahren in Rostock wohnt und perfekt Deutsch spricht. Sie erklärte Merkel, dass sie ihr Leben genießen und gerne studieren würde, doch ständig mit der Angst um ihre Familie kämpfen müsse.

"Politik ist manchmal hart"

Daraufhin erklärte Merkel der jungen Palästinenserin, dass "Politik manchmal hart" sei. Eine Lösung seien beschleunigte Asylverfahren, doch man könne nicht "alle Menschen aus dem Libanon, aus Afrika" nach Deutschland holen. Manche würden zurückgelassen werden, so Merkel weiter. Daraufhin bricht der junge Flüchtling in Tränen aus. "Och", sagt Merkel und geht zu Reem. "Du hast das doch prima gemacht". Moderator Felix Seibert-Daiker wirft daraufhin ein, dass es darum doch gar nicht ginge, woraufhin Merkel leicht schnippisch wird und angibt, sie "trotzdem einmal kurz streicheln" zu wollen.

Frank Waldegg


#Merkelstreichelt

Im Netz sorgt das für massig Kritik. "So könne man nicht mit einem verzweifelten Kind umgehen", schreiben Nutzer laut Meedia. Der Hashtag #Merkelstreichelt findet sich schon in den Twitter-Trends wieder. "Wenn sich Merkel was streicheln will, soll sie sich eine Katze kaufen", so ein Nutzer.


Für weitere Aufregung sorgte, dass der offizielle Regierungsblog angab, das Mädchen habe "vor lauter Aufregung" weinen müssen, wie der Journalist Richard Gutjahr auf Twitter bemerkte. Mittlerweile ist der Kommentar gelöscht.


"Echte Hilflosigkeit"

Andere Nutzer bemerken, dass hier ein Mensch offenbar zum ersten Mal direkt mit den Folgen seines politischen Handelns konfrontiert worden ist.


Manche Nutzer vermögen "echte Hilflosigkeit" bei Merkel erkennen zu können und fragen, wie "normale Bürger" in der Situation reagiert hätten.


Die FAZ moniert indes, dass der gezeigte Fernsehausschnitt den Auftritt falsch wiedergebe und Merkel sich viel länger mit dem Mädchen unterhalten habe. So entstünde der Eindruck, Reem drohe eine Abschiebung, obwohl sie womöglich in Deutschland bleiben dürfe. (fsc, 16.7.2015)