Der neue Präsident im burgenländischen Landtag Christian Illedits läutete am Mittwoch mit der Amtsglocke die 21. Gesetzgebungsperiode ein.

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Eisenstadt – Die immer noch vor allem auch SP-intern so umstrittene rot-blaue Koalition im Burgenland steht nicht nur "festgemauert in der Erden", wie Friedrich Schiller einst angehoben hat für sein Hohelied des Glockengießens. Sondern auch, wie der rote Landeshauptmann Hans Niessl in der mittwöchigen Regierungserklärung versprach, "auf einem festen ideologischen Fundament".

Gegen Extremismus und Fanatismus

Von dort aus sei Rot wie Blau gegen "Extremismus, Fanatismus, Fundamentalismus". Und von dort aus sei man – sein blauer Stellvertreter Johann Tschürtz nickte eifrig dazu – im Burgenland weiterhin für "sprachliche und kulturelle Vielfalt, für Toleranz und Respekt voreinander". Abgesehen von oder aufbauend auf diesem Fundament gehe man nun auch daran, das Land umzukrempeln.

Schlanker und transparenter

"Schlanker und transparenter" soll das ganze Land mit seiner Verwaltung und seinen Wirtschaftsbeteiligungen werden. "Gläsern" ist das Schlagwort dazu. Koalition und Landtag müssten deshalb, so Niessl, den Urlaub einmal hintanstellen. Wichtiges harrt der Umsetzung und drängt zur Eile, wie Schiller schon wusste: "Von der Stirne heiß,/ rinnen muss der Schweiß,/ soll das Werk den Meister loben." Doch Schiller wusste, bei allem Lob der Strebsamkeit, freilich auch: "Doch der Segen kommt von oben." Wo Segen, dort zuvor Glocke. Christian Illedits, der quasi mit dem Schadenszauber seines Vorgängers als Landtagspräsident, Gerhard Steier, ins Amt gewählt wurde, läutete deshalb – es war exakt 11.04 Uhr MESZ – buchstäblich zur ersten Arbeitssitzung.

Originalglocke im Einsatz

Er tat dies mit der "Originalglocke". Die wurde ihm in der vergangenen Woche amtswegig zugemittelt, weil Gerhard Steier bekanntlich nicht nur aus Amt und Partei schied, sondern dabei auch die ihm von seinem Vorgänger "zu Lehen gelassene" Glocke – eine Pummerin-Miniatur – mitgenommen hat. Eine Geste des Protest gegen die "Niessl-SPÖ", welche die Demonstranten bei der dienstägigen Angelobung Niessls beim Bundespräsidenten gern übernahmen: Man läutete dem roten Tabubrecher den Marsch.

Gerüchte um Geschenk

Die amtswegig zugemittelte Originallandtagsglocke – ein Dutzendstück ohne zusätzlichen Charme –, wird bald wohl zurückgemittelt werden. Christian Illedits feiert am Monatg seinen 58er. Und was, so fragen sich jene, die nie wissen, was man so einem schenken könnte, könnte man dem Präsidenten schenken?

Es wird dann vielleicht ein ganzes Glockenarsenal sein, das Illedits zur Verfügung steht. Und das, um nicht nur Landtagssitzungen zu leiten, sondern gleich überhaupt eine Ära einzuläuten. Will man nämlich Hans Niessls Regierungserklärung Glauben schenken, so hat das pannonische Rot-Blau nicht nur burgenländische Ursachen. Sondern überhaupt: "Die Zeit der gemütlichen Schaukelstühle ist vorbei. Es vollzieht sich in Europa ein Paradigmenwechsel. Und in der Politik vollzieht er sich gerade jetzt."

Schiller hat Niessl im Zusammenhang mit dem Glockengießen so vorweggenommen: "So lasst uns jetzt mit Fleiß betrachten,/ was durch die schwache Kraft entspringt;/ den schlechten Mann muss man verachten,/ der nie bedacht, was er vollbringt." (Wolfgang Weisgram, 15.7.2015)