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Noch ist es nicht fix: Aber allem Anschein nach wird Hisao Tanaka gehen müssen.

Foto: Reuters/Kato

Tokio – Der größte japanische Bilanzskandal seit Jahren weitet sich immer mehr aus. Der Technologiekonzern Toshiba werde wegen falscher Zahlen in den Büchern der vergangenen sechs Jahre wohl insgesamt Rückstellungen von 300 bis 400 Milliarden Yen (2,2 bis drei Milliarden Euro) bilden müssen, sagten Insider. Der Rücktritt von Konzernchef Hisao Tanaka wird im September erwartet. Dann könne auch mehr als die Hälfte des Direktoriums ausgetauscht werden.

Der Skandal hatte im April seinen Lauf genommen, als Toshiba erklärte, Kosten für einige Projekte könnten zu niedrig angesetzt gewesen sein. Eine Prüfung durch externe Gutachter ergab inzwischen, dass das Unternehmen über Jahre insgesamt mehr als 170 Milliarden Yen zu viel Gewinn ausgewiesen hat.

Aktuelle Bilanz fehlt

Zunächst hatte der Konzern nur von 50 Milliarden gesprochen. Dazu kommen Insidern zufolge noch bis zu 230 Milliarden Yen für Abschreibungen. Wie viel davon Toshiba noch im Ende März abgelaufenen Geschäftsjahr verbucht, blieb zunächst offen. Der Konzern hat wegen des Skandals bisher noch keine Bilanz für 2014/15 vorgelegt.

Toshiba fühlte sich offenbar vor allem vonseiten seines Konkurrenten Hitachi unter Druck gesetzt, dessen Geschäfte viel besser liefen. Deshalb setzten Tanaka die Gewinnerwartungsziele, die reines Wunschdenken waren.

Die Firmenleitung behauptete anfangs, die falschen Buchungen seien keine bewussten Fälschungen gewesen, es stellte sich aber bald heraus, dass Präsident Tanaka und sein Stellvertreter Sasaki die einzelnen Abteilungen angehalten hatten, die schlechten Zahlen zu verschleiern und auf die Bilanzen der Folgejahre zu verteilen. Es wird jetzt geprüft werden, ob und in welchem Ausmaß Tanaka und Sasaki mit ihren angeordneten Bilanzfälschungen auch gegen Gesetze verstoßen haben.

Um das durch die falschen Buchungen entstandene Loch in der Firmenbilanz auszugleichen, überlegt die Firma, Aktien und Firmeneigentum im Wert von 200 Milliarden Yen (1,5 Milliarden Euro) zu verkaufen, darunter auch Aktien des erst vor einigen Jahren erworbenen amerikanischen Kraftwerkbauers Westinghouse.

Neue Firmenstruktur

Jetzt plant Toshiba den Umbau der Unternehmensstruktur. Die Zahl der externen Direktoriumsmitglieder soll auf über 50 Prozent angehoben werden. Bei Hitachi sind es acht von zwölf Mitgliedern des Direktoriums. (Reuters, knis, 15.7.2015)