Der X5 in Plug-in-Hybrid-Ausführung pirscht sich schon durch den grünen Wald ...

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... und kommt im November in Österreich an.

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Ein Tempo bis 120 km/h ist ebenso möglich wie wenig zu empfehlen, ...

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... weil dann gleich einmal der Saft leer ist.

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Ein Männchen und ein Weibchen sind füreinander bestimmt. Nennen wir sie – hm: Tamino und Pamina. Die große Liebe. Ablaufdatum unbegrenzt. Sie werden es leider nie erfahren. Denn sie haben sich um ein paar Sekunden verfehlt. Für solche Momente bedürfte es eines Koordinators. Das aber ist nicht gemeint mit jenem Momentenkoordinator, von dem wir bei BMW vernahmen und für dessen Ersinnung und Realisierung das Entwicklungsteam sogleich mit dem begehrten konzerninternen Quandt-Ring ausgezeichnet wurde.

Es handelt sich dabei um eine Art zauberflötender Software, die dafür sorgt, dass Automatik, Batterie, Otto- und Elektromotor gemeinsam oder jeweils für sich so philharmonisch aufeinander abgestimmt sind, dass man vor Freude eine Arie anstimmen möchte, weil man nämlich nix davon merkt.

Wenn man weiß, wie komplex der ganze Sachverhalt bei Plug-in Hybrid ist, kann man die Tragweite dieser Entwicklung abschätzen, die auch in sämtlichen weiteren Plug-ins von BMW zum Einsatz kommen wird. Offiziell bestätigt ist bereits eine entsprechende Version des neuen 7ers (ab Juli 2016), eine vom 3er kommt wohl ebenfalls, und damit zum Akteur dieser Geschichte, dem X5 xDrive 40e.

Holpriger Name

Stimmt, auch für die Bezeichnung hätte es eines Momentenkoordinators bedurft (eines, der auch des Deutschen mächtig ist), das klingt recht holprig. Sei's drum. Es handelt sich um den ersten Großserien-Plug-in-Hybrid von BMW, und der demonstriert ähnlich eindrucksvoll wie das Elektromobil i3 oder der Plug-in-Alternativsportler i8 die Potenz der bayerischen Automobiltechnologiesupermacht.

"xDrive trifft auf eDrive", formulierte Projektleiter Gerhard Thiel bei der Fahrpräsentation in und um München – und erläuterte, dass und wie man vom beim i8 gesammelten Know-how profitiert habe. Die i-Technologie sei von Anfang an modular ausgelegt gewesen, sie könne also nun, für die Bedürfnisse der jeweiligen Baureihe adaptiert, zügig in die Breite gehen. Anders als beim i8 (E-Antrieb vorn, verbrennungsmotorischer hinten) handelt es sich hier um den normalen Hang-on-Allrad von BMW.

Der Wandler wurde aus dem ZF-8-Gang-Getriebe entfernt und durch einen E-Motor mit 113 PS und 250 Nm ersetzt. Benötigt nur minimal mehr Bauraum als der Wandler und reicht von der Leistung her in der Stadt völlig aus, um flüssig im Verkehr mitzuschwimmen. Will man wechseln, drückt man den eDrive-Taster mit den drei Modi Auto eDrive, Max eDrive und Save Battery, auch das alles saubere bayerische Termini.

Anhänglich

Die Lithium-Ionen-Batterie sorgt für eine maximale elektrische Reichweite von 31 km, 20 davon sind alleweil realistisch, wie die ersten Ausfahrten zeigten, und damit ist ein Tempo bis 120 km/h ebenso möglich wie wenig zu empfehlen, weil dann gleich einmal der Saft leer ist. Die Batterie nimmt den Platz der hinteren beiden Sitze des siebensitzigen X5 ein, den es als 40e demnach nur als Fünfsitzer gibt.

Vorteil: praktisch keine Reduktion des Kofferraums, der sich von 500 bis 1720 Liter variieren lässt. Das Ladekabel liegt platzsparend in einem Fach unter der Kofferraumabdeckung – und apropos: Bei Haushaltstrom hängt der X5 drei Stunden und 50 Minuten an der Dose, am Mauerkasten (Wallbox) zwei Stunden und 45 Minuten.

Weil die viele zusätzliche Technik sich aufs Gewicht schlägt, 2305 kg bringt der Plug-in-X5 leer auf die Waage, widmeten sich die Ingenieure auch dem Fahrwerk mit besonderer Hingabe, ist schließlich Kernkompetenz und damit Ehrensache. Dynamische Kämpfer-, nein: Dämpferkontrolle und Hinterachsluftfederung inklusive automatischer Niveauregulierung sind Serienausstattung, und damit bewegt sich dieser in Spartanburg, South Carolina, gebaute bayerische Ökobulle derart agil und leichtfüßig, dass man es kaum für möglich hält.

Muskelspiel

Man kann auf freier deutscher Autobahn die Muskeln spielen lassen und die 313 PS Systemleistung abrufen, man kann gemütlich durchs Alpenvorland gleiten oder durch die Kurven swingen, man kann entspannt elektrisch durch halb München oder unbehelligt durch Städte mit Restriktionen für Autos mit Verbrennungsmotor fahren, und vor allem: In manchen Punkten ist dieser X5 sogar Porsches Plug-in-Cayenne voraus.

So. Und jetzt bräuchte unsereins nur noch einen Momentenkoordinator. Einen, der Lottotipp und Volltreffer bis November in Einklang bringt. Denn ab dann ist der X5 xDrive 40e in Österreich erhältlich. (Andreas Stockinger, 05.08.2015)