Bild nicht mehr verfügbar.

Der zum Zwergplanet degradierte Pluto wird erstmals erkundet.

Foto: Reuters/NASA

Seine Entdeckung war etliche Jahrzehnte zuvor bereits vorhergesagt worden. Und auf astronomischen Fotoplatten aus dem Jahr 1915 wäre er eigentlich bereits zu sehen gewesen. Doch es sollte bis zum 18. Februar 1930 dauern, ehe der junge US-Astronom Clyde Tombaugh den Himmelskörper am Rande unseres Sonnensystems tatsächlich entdeckte.

Seine Bezeichnung "Pluto" erhielt er wenige Wochen später. Namensgeberin war die damals elfjährige Venetia Burney aus Oxford, der einfiel, dass der römische Gott des Todes und der Unterwelt eigentlich ganz passend wäre für den fernen eisigen Winzling. Prompt kam Pluto groß in Mode: Sogar der Haushund von Mickey Mouse, der eigentlich Rover hätte heißen sollen, wurde 1930 Pluto getauft. Und auch das 1941 entdeckte Plutonium verdankt seinen Namen dem letzten der neun Planeten.

Herabgestuft zum Zwerg

Dieser Status hielt freilich nur knapp 80 Jahre an: Im Jahr 2006 degradierte ihn die Internationale Astronomische Union, nachdem in seiner Region – dem sogenannten Kuipergürtel – einige ähnlich große Objekte entdeckt worden waren. Heute gilt Pluto, der fünf Monde hat, nur noch als Zwergplanet mit hunderten von kleinen "Geschwistern".

Das tut seiner Faszination keinen Abbruch, im Gegenteil: Pluto, der mit 2.300 Kilometern Durchmesser deutlich kleiner ist als der Erdenmond, gilt nach wie vor als der große kleine Unbekannte unseres Sonnensystems. Kein Wunder, dass Planetenforscher in aller Welt gespannt auf das warten, was die Nasa-Raumsonde New Horizons dieser Tage an Daten zur Erde funken wird, die 4,7 Milliarden Kilometer entfernt ist.

Neue Fragen

Das Wenige, das man bisher schon weiß, zeichnet das Bild eines echten Außenseiters in unserem Sonnensystem. So braucht der etwa minus 230 Grad Celsius kalte Eiszwerg, der zu etwa einem Drittel aus gefrorenem Wasser besteht, mehr als 248 Erdenjahre für einen Sonnenumlauf. Die jüngsten Bilder, die New Horizons zur Erde funkte, haben freilich eher neue Fragen aufgeworfen als Antworten gegeben: Astronomen rätseln über Plutos zahlreiche dunkle Flecken und darüber, warum sein Mond Charon so ganz anders aussieht.

Dem Gott der Unterwelt und seinem Fährmann hat die Nasa übrigens auch mit der Fracht von New Horizons Reverenz erwiesen: An Bord der Sonde befindet sich neben den wissenschaftlichen Instrumenten auch ein wenig Asche des 1997 verstorbenen Pluto-Entdeckers. (Klaus Taschwer, 14.7.2015)