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Ökonom Sergej Gurijew, in Moskau in Ungnade gefallen.

Foto: Reuters / Christian Hartmann

Der russische Wirtschaftsexperte Segej Gurijew hat Moskau vor dramatischen Folgen einer neuerlichen Verschärfung des Konflikts in der Ostukraine gewarnt: "Russland steht vor gewaltigen Risiken, die damit verbunden sind, dass neue aggressive Handlungen zu einer sehr viel schwereren Wirtschaftskrise führen können, als wir sie bisher beobachten", sagte Gurijew in einem Interview mit dem Sender TV Rain.

Europa und die USA hätten ein sehr breites Arsenal, um Einfluss auf die russische Wirtschaft auszuüben. Weitere Sanktionen seien bereits ausgearbeitet, ist Gurijew überzeugt. Sie würden aber geheim gehalten, um dem Kreml keine Möglichkeit zu geben, sich im Ernstfall darauf vorzubereiten, fügte er hinzu.

Kreml weist Warnung zurück

Angesprochen auf den in der Vergangenheit spekulierten Ausschluss Russlands aus dem SWIFT-Bankensystem, sagte er: "Es gibt deutlich gewichtigere Dinge, die zu einer umfassenden Finanzkrise in Russland führen können."

Gurijew ist einer der bekanntesten russischen Ökonomen. Bis 2013 war er Rektor der Moskauer New Economic School. Wegen eines im Regierungsauftrag verfassten Expertenberichts über die Rechtmäßigkeit des zweiten Chodorkowski-Prozesses (das zu einem negativen Urteil über den Schuldspruch kam), fiel der 43-Jährige in Ungnade und flüchtete nach Frankreich ins Exil. Der von Gurijew mittels seiner Warnung erhobene Vorwurf einer russischen Beteiligung an der Ukrainekrise wird im Kreml zurückgewiesen.

Schwere Waffen im Einsatz

Im Donbass-Gebiet gibt es seit der erneuten Verschärfung des Konflikts vor über einem Monat nach wie vor blutige Gefechte zwischen den (mehr oder weniger) regierungstreuen Truppen und prorussischen Rebellen. Obwohl der Abzug schwerer Waffen nicht nur im Minsker Abkommen beschlossen, sondern auch bei Treffen der Ukraine-Kontaktgruppe bestätigt worden war, sind dabei auch Artillerie und Panzer im Einsatz.Am Freitag wurden Kämpfe um Donezk, Awdejewka, Krymskoje und Peski gemeldet. Die OSZE berichtet seit Wochen von der Verschlechterung der humanitären Lage im Bürgerkriegsgebiet. Keine der beiden Seiten konnte bei den Gefechten zuletzt irgendwelche Geländegewinne erzielen. (André Ballin aus Moskau, 10.7.2015)