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Foto: APA/GEORG HOCHMUTH

Kairo – Seine Karriere begann in seiner Heimat. Als der in Alexandria geborene Omar Sharif Anfang der 1950er-Jahre in zahlreichen ägyptischen Filmen auftrat, erhielt er damit auch jene entscheidende Rolle, die ihn ins internationale Rampenlicht rückte: Der Regisseur David Lean verpflichtet den attraktiven und auf der Leinwand besonders männlich wirkendenden Sharif 1962 für sein Monumentaldrama "Lawrence von Arabien".

Neben den großen Stars Peter O'Toole und Alec Guinness wirkte er als mächtiger Sherif Ali wie ein Gegengewicht – und zugleich wie eine Kraft arabischen Ursprungs, die den Briten einen anderen Blick auf das Land und die Geschichte entgegenhielt. Sein erster Auftritt sollte rückblickend bezeichnend sein: Eine gefühlte Ewigkeit lang reitet der in diesem Augenblick für uns Fremde vom Horizont kommend auf die Kamera zu. Omar Sharif war ein Mann, der auch später immer den großen Raum für seine Rollen suchte. Und der immer Wege und Mittel fand, ihn sich zu nehmen.

Beginn einer Weltkarriere

Der ersten Oscar-Nominierung als Nebendarsteller folgten bald Angebote aus Hollywood, etwa in Anthony Manns Epos "Der Untergang des Römischen Reiches" (1964) oder in Henry Levins "Dschingis Khan" (1965). Es waren jene Jahre, in denen Hollywood sein Heil in übergroßen Monumentalfilmen suchte, die den Reiz vergangener Jahrhunderte und Reiche ebenso wiederauferstehen lassen sollten wie die Exotik fremder Landschaften und Kulturen. Omar Sharif fügte sich beinahe nahtlos in dieses Bild.

Doch erst die erneute Zusammenarbeit mit David Lean machte Sharif endgültig zu jenem Star, der gerade aufgrund seiner Popularität auch zunehmend entrückt wirkte. "'Doktor Schiwago' ist ein sentimentaler Film", meinte er später über seine bekannteste Rolle, als er beim Festival von Venedig für sein Lebenswerk geehrt wurde. "Aber ich glaube, dass meine Darstellung ziemlich misslungen ist. Ich habe in dieser Rolle versagt und Pasternaks Figur nicht richtig wiedergegeben."

Distanz zur Arbeit

Dass er jedoch durchaus imstande war, auch im komischen Fach zu reüssieren, zeigt sein Auftritt etwa im erfolgreichen Musical "Funny Girl" (1968) an der Seite von Barbra Streisand. Was Omar Sharif bis zuletzt nie vermissen ließ, war eine distanzierte Haltung zu seiner Arbeit: Das betraf nicht nur seine Rollen und sein Bild in der Öffentlichkeit als Gentleman, sondern auch seine Überzeugung, dass der Ruhm so schnell verblassen kann, wie er kommt. Es mag sein, dass der oft melancholische Unterton, der sich in seiner Stimme bemerkbar machte, auch daher rührte: von der Gewissheit einer Endlichkeit.

Man möchte glauben, dass die späten Jahre, als er – mit Ausnahme eines späten Comebacks mit "Monsieur Ibrahim und die Blumen des Koran" – überwiegend in durchschnittlichen Fernsehserien und Nebenrollen eingesetzt wurde, diese Gewissheit Omar Sharif dabei halfen, die Dinge so zu betrachten, wie sie sind.

Omar Sharif starb am Freitag im Alter von 83 Jahren an einem Herzinfarkt. (Michael Pekler, 10.7.2015)