Karoline Iber, Gründerin der Kinderuni Wien, lebt im 20. Bezirk in einer Maisonette-Wohnung. Warum sie sich vorstellen könnte, noch kompakter zu wohnen, hat sie Anne Feldkamp erzählt.

"In unsere Maisonette-Wohnung haben sich mein Partner Chris und ich sofort verliebt. Sie liegt im zweiten Hof eines 1959 erbauten Hauses und ist richtig schön kompakt: 75 Quadratmeter sind auf zwei Ebenen verteilt und mit einer wunderschönen Stiege verbunden. Es fehlt eigentlich nur das Satteldach, dann wär's ein kleines Häuschen. Das ist es aber irgendwie auch so schon. Wir leben jetzt seit 2011 hier, seit einem Jahr tapsen auch zwei Katzen durch die Wohnung.

Das Leben spielt sich im Zuhause von Karoline Iber vor allem auf der unteren Ebene ihrer Maisonette-Wohnung ab. Dort ist auch die Wohn-Ess-Küche untergebracht.
Foto: Lisi Specht


Eigentlich ginge es für uns beide sogar noch kompakter. Im oberen Geschoß gibt es zum Beispiel einen Raum, in dem ausschließlich unser Zeug wohnt, den brauchen wir gar nicht. Das Leben spielt sich nämlich hier vor allem in der unteren Ebene, also der Wohn-Ess-Küche, ab. In ihr steht man, sobald man die Wohnung betritt.

Damit hier Platz für Ofen, Esstisch, Sofa, Klavier und die Küchenzeile ist, haben wir die Wand der schmalen Küche öffnen lassen. In den Fünfzigern war die Hausfrau beim Kochen unsichtbar. Ich mag diese offene Lösung. Überhaupt habe ich das Gefühl, hier in der Brigittenau, nachdem wir zuletzt im zweiten und dem siebten Bezirk gewohnt haben, angekommen zu sein.

Bevor wir hierhergezogen sind, war der 20. Bezirk für mich ein bisschen ein weißer Fleck auf meiner Wien-Landkarte. Ich habe mir die Gegend erst einmal aneignen und heimisch werden müssen. Das hat aber dann recht gut funktioniert – vielleicht auch, weil sowohl ich als auch Chris in Niederösterreich an der Donau groß geworden sind. Wir sind also in die Nähe der Donau zurückgekehrt.

Für viele ist die Brigittenau nichts anderes als einer der einkommensschwächsten Bezirke Wiens, ich bin gern da, weil es so lebendig ist. Ich liebe zum Beispiel die Buslinie 11A, die ist viel spannender als der 13A, der ja ein recht homogenes Biotop durchkreuzt. Der 11A ist grundsätzlich nie ohne Kinderwagen unterwegs, es werden nebeneinander viele Sprachen gesprochen, Alt und Jung bewegen sich in diesem Bus. Überhaupt leben viele Familien und Kinder um uns herum. Wenn man wie ich für Kinder arbeitet und keine eigenen hat, dann ist das super.

In direkter Nachbarschaft gibt es eine große Schule. Sobald ich das Fenster zum Balkon öffne, ist das nicht zu überhören. Und auch wenn die Kinder während der Pausen im Hof einen ziemlichen Lärmpegel entwickeln: Ich fühle mich hier im 20. Bezirk dem Zielpublikum für die Kinderuni-Projekte sehr nahe. Wir wollen ja auch Kinder erreichen, für die Uni und Wissenschaft im Alltag wenig sichtbar ist.

Ach, und apropos Lärmpegel: Unter uns lebt ein sehr netter bulgarischer Bar- und Bordellsänger. Ansonsten wohnen im Haus, auch wenn es gerade einen Generationenwechsel gibt, viele ältere Leute. Auf Stiege 1 lebt zum Beispiel ein Paar, das hier 1959, als das Haus gebaut wurde, eingezogen ist. Wer weiß, vielleicht sind wir in 50 Jahren ja auch noch da.

Leben und Arbeit, das gehört bei mir unweigerlich zusammen. Aber wenn ich abends aus dem achten Bezirk von der Arbeit zurückkomme, genieße ich, dass ich hier in eine andere Rolle einsteigen und Verantwortung abgeben kann. Das Kinderbüro hat mittlerweile fast 50 Angestellte. Da ist es schön, manchmal die Tür zuzuziehen.

Die Wohnung vermittelt für mich deshalb auch Geborgenheit und ein Durchatmen-Können. Zu Hause warten die Katzen, aber kein vollgepackter Schreibtisch. Auf den habe ich bewusst verzichtet. Nur der Laptop liegt auf dem Sofa – und dann doch oft auf meinen Knien." (13.7.2015)