Sorgte solo für einen Höhepunkt beim gemeinsamen Konzert mit Nils Petter Molvaer: Bassist Robbie Shakespeare.

Foto: Rainer Rygalyk

Wien – Die Vorzeichen für ein musikalisches Gipfeltreffen des jamaikanischen Rhythmus-Duos Sly & Robbie mit dem norwegischen Jazztrompeter Nils Petter Molvaer stehen nicht schlecht. Schließlich haben Schlagzeuger Sly Dunbar und Bassist Robbie Shakespeare nicht nur dem Reggae seit den 70er-Jahren wichtige Innovationsschübe verpasst, sondern mit einer genresprengenden Liste an Musikern zusammengearbeitet. Auf dieser finden sich Bob Dylan und die Rolling Stones ebenso wie Serge Gainsbourg, Madonna oder Grenzgänger Bill Laswell, der wiederum ein gemeinsames Bindeglied zu Molvaer darstellt.

Zwar wird dem norwegischen Musiker ob seines schlanken, lyrischen Trompetenspiels und seiner Assoziation mit dem Label ECM gerne das Etikett des unterkühlten Skandinaviers umgehängt. Seit seinem 1997 erschienenen Debütalbum "Khmer" setzt Molvaer seine eleganten Linien aber am liebsten kontrapunktisch zu elektronisch aufgehitzten Soundflächen und Rhythmen.

Der gemeinsame Auftritt beim Wiener Jazzfest beginnt im ersten Gang: So baut der fürs Live-Sampling zuständige Elektroniker Vladislav Delay zunächst eine rhythmische Grundstruktur auf, in die sich – mit Hall, sehr viel Hall – Gitarrist Eivind Aarset und Molvaer, dann schleichend auch Sly & Robbie einklinken. Erst dann marschiert das Rhythmusduo richtig los, scheinbar stoisch, aber alles andere als wirkungslos.

Fauler Willi am Bass

Der Drummer im roten Overall und Bauarbeiterhelm und sein den faulen Willi markierender Kollege am Bass mögen ihre Raffinessen unauffällig servieren, das anfangs spärliche, dann dichter werdende Publikum schaukelt nicht nur beim Cover von Pink Floyds "Another Brick in the Wall" schön mit. Wer auf diese Grooves baut, baut richtig.

Auch Molvaers minimalistische Improvisationen gehen gut mit den knochentrockenen Snare-Drum-Knallern aus Jamaika zusammen. Wenn sein Spiel mitunter zu Zierrat reduziert wird, liegt das vor allem an dem von ihm bevorzugten, bisweilen exzessiv eingesetzten Hall, zu dem sich an diesem Abend noch die gnadenlose Akustik des Rathaus-Arkadenhofes gesellt. Dass auch Molvaers Elektroniker und sein Gitarrist, der mit seinem Instrument am liebsten flächige Sounds generiert, gerne im Hall baden, macht die Sache nicht einfacher.

Für einen bezwingenden Höhepunkt sorgt dann vor der Zugabe jener Mann, der anfangs als Letzter auf die Bühne geschlurft ist und den Hauptteil des Konzerts solo beschließt: Allein mit seinem Bass fordert Robbie Shakespeare nicht nur unpeinliche Mitsingchöre heraus. Mit scheinbar minimalen Fingerbewegungen, aber den Akzenten an den richtigen Stellen, zaubert er Grooves aus seinem Instrument, wie es nur ein echter Saitenmagier kann. Ob mit oder ohne Hall. (glicka, 10.7.2015)