Villach/Wien – Pläne für ein Asylwerber-Erstaufnahmezentrum in der Kärntner Gemeinde Ossiach haben am Donnerstagnachmittag in Villach die Eröffnung des Festivals Carinthischer Sommer überschattet. Beim Eintreffen von Bundespräsident Heinz Fischer demonstrierten Ossiacher Bürger mit Protesttafeln. In der Folge nahmen auch mehrere Redner der Veranstaltung darauf Bezug.

Fischer selbst ignorierte angesichts der Proteste sein vorbereitetes Manuskript und formulierte nicht nur wie geplant seinen Dank an den scheidenden Intendanten Thomas Daniel Schlee, der das Festival seit 2004 geleitet hatte, sondern nahm vor allem Bezug auf die Proteste. "Das war eine völlig korrekte und tadellose Art, Besorgnis auszudrücken."

Dies ermögliche aber auch, in korrekter Weise darauf Antworten zu formulieren. Er werde die an ihn herangetragenen Sorgen durchaus mitnehmen, "wenn ich sie aber auf eine Waagschale lege und auf der anderen Seite Sorgen sind, die von Bomben und Not und Krieg gekennzeichnet sind", dann glaube er, dass es richtig sei, alle Anstrengungen zu unternehmen, um berechtigte Sorgen zu überwinden und Menschen Asyl zu gewähren. "Man muss auch die Zahlen und Proportionen richtig im Auge behalten", so der Bundespräsident.

Bürgermeister: "Couragierte Menschen"

Bei dem Festakt im Congress Center Villach ersuchte der Bürgermeister der Festspielgemeinde Ossiach, Johannes Huber (FPÖ), als einer der Redner, die Sorgen der Ossiacher Familien ernst zu nehmen. Die Protestierenden seien in seinen Augen "couragierte Menschen", die ihren Unmut artikulierten, und in ihrem Mut und ihrer Unbeirrbarkeit Künstlern nicht unähnlich. Die 740 Einwohner zählende Tourismus- und Kulturgemeinde sei viel zu kurzfristig über die Pläne für ein Erstaufnahmezentrum informiert geworden.

Kärntens Landeshauptmann Peter Kaiser (SPÖ) sagte, er verstehe die Protestkundgebung, "das Bedrohende ist aber nicht der aus seiner Heimat fliehende Mensch, sondern der Krieg in seiner Heimat". Er warnte mit einem Zitat von Christine Lavant vor einer "Versteinerung der Herzen" und appellierte, es müsse doch möglich sein, verfolgten Menschen ein wenig Ruhe und ein wenig Nahrung zu gewähren. Kultur und Kulturtourismus und "administrierte Menschlichkeit" dürften nicht als Gegensätze behandelt werden. (APA, 10.7.2015)