Kompakt, mittel, groß: Mit der zweiten Generation des Touran komplettiert VW die Erneuerung seines Van-Angebots – der extrem vielseitige Wagen positioniert sich abmessungstechnisch wie preislich zwischen Golf Sportsvan und Sharan.

"Ein Herr ist nicht jemand, der weiß, wie man Langusten isst und gnädige Frau sagt, sondern ein Herr ist – das haben wir nur vergessen -, wer sich seine Forderungen an das Leben nicht abkaufen lässt." Das ist 1.) ein Fernau'scher Gruß an Karin A., 2.) ein wenig die Grundeinstellung des VW Touran, bezogen auf die Forderungen im Leben im Automobil, wo die Ingenieure und Konzeptionisten sich nichts abkaufen haben lassen – Resultat: "Praktisch" ist ein Hilfsausdruck.

Foto: Volkswagen

Der seit 2003 gebaute Vorgänger verkaufte sich 1,9 Millionen Mal, der Neue basiert auf dem Modularen Querbaukasten (MQB), der hinsichtlich Radstand und Spurweite enorme Spielräume bietet. Mit 4,53 m Länge (11,3 cm mehr als bisher) positioniert sich dieser modular quer gebaute Kasten so zwischen Golf Sportsvan (4,34 m) und Sharan (4,85 m), dass diese drei jeden möglichen Großraumbedarf abdecken, bis auf solchen, für den der T6, der VW-Bus, zuständig ist.

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War der Vorgänger ein Eichmaß für Blech gewordene Fadesse (seine Kunden hat das nie gestört), hat der Neue nun sogar tatsächlich Design – er ist markant und flott und geradlinig gezeichnet. Nicht aufregend, aber gegenüber dem Vorgänger geradezu eine Venus von Milo. Gut, der Vergleich hinkt, die Venus ist ein Torso, der Touran hingegen ein ganzer Kerl. Der Hang zur Geradlinigkeit, speziell zur Horizontale, um die Breite zu betonen, setzt sich innen fort.

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Der Kofferraum, laut VW der größte seiner Klasse, fasst 743 bis 1980 Liter, das sind 50 mehr als bisher – beim Siebensitzer reduziert sich das Maximum auf 1857. Insgesamt 47 Ablagen rechneten uns die Projektbeauftragten bei der Pressepräsentation in Amsterdam vor, noch mehr als bisher und "für alles die richtige Ablage an der richtigen Stelle".

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Die drei Sitze in Reihe zwei sind einzeln verschieb- und -stellbar, was auch erklärt, warum sie nicht vom Kofferraum aus mit einem Handgriff, einem Plopp umlegbar sind – man muss sich schon bis zu ihnen vorbeugen und am Schlauferl ziehen. Schiebetüren à la Sharan gibt es keine, die hätten den Einstiegsraum zu sehr verkürzt.

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Und obwohl der Touran größer wurde, mit mehr Inhalten, speckte er um 62 kg ab. Das, ein souverän ausbalanciertes Fahrwerk, optional erstmals auch adaptiv (DCC), und die modernen Motoren ergeben eine unerwartete Leichtfüßigkeit. Und apropos Motoren: Je zwei Diesel und Benziner (110 bis 150 PS) treten zum Auftakt an, im Normverbrauch liegen sie um bis zu 19 Prozent unter dem Vorgänger. Auch das eine Ansage. Ein Herr von einem Auto eben. (Andreas Stockinger, 10.7.2015)

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Hinweis im Sinne der redaktionellen Leitlinien: Die Teilnahme an internationalen Fahrzeug- und Technikpräsentationen erfolgt großteils auf Basis von Einladungen seitens der Automobilimporteure oder Hersteller. Diese stellen auch die hier zur Besprechung kommenden Testfahrzeuge zur Verfügung.

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