Herbert Ludl, 71, ist noch ein Jahr lang Sozialbau-Chef und geht Ende Juni 2016 in Pension.

Foto: Putschögl

Die aktuelle Diskussion um Unvereinbarkeiten im geförderten Wohnbau ließ Herbert Ludl, Vorstandschef der Sozialbau AG, in diesem Jahr ein wenig umdisponieren: Anstatt der gewohnten Bilanz-Pressekonferenz im Café Landtmann gab es Einzelgespräche in seinem Büro in Wien-Neubau.

Das Thema Compliance ließ ihn freilich auch dort nicht los. Die Aufregung um Wohnungskäufe von Gemeinnützigen-Obmann Karl Wurm zeige zwar gewisse "Schwachstellen" auf, die man sich anschauen müsse. Ludl ist es im Gespräch mit dem STANDARD aber wichtig klarzustellen: "Wir reden nicht von strafrechtlich Relevantem, sondern von Benimmregeln. Das ist eine völlig andere Ebene."

International gesehen sei es "ein durchaus üblicher Vorgang, mit dem eigenen Unternehmen in eine Geschäftsbeziehung zu treten. Nur gibt es dafür eben bestimmte Regeln." Diese Regeln soll nun ein externer Experte für den Verband der Gemeinnützigen (GBV) "zusammentragen", und die einzelnen Genossenschaften sollten dann "überprüfen, ob ihre eigenen Statuten angepasst werden müssen oder nicht", so Ludl am Donnerstag.

Von Prüfungen durch den Rechnungshof, wie etwa von der FPÖ gefordert, hält er nichts. "Es geht da um privates Wirtschaften. Verstaatlichung ist nicht das Thema." Dass es nur "Empfehlungen" geben werde, hatte am Mittwoch auch GBV-Vizeaufsichtsratschef Frank Schneider im ORF-Radio klargemacht.

1.300 neue Wohnungen im laufenden Jahr

Die Sozialbau AG, mit 40.600 Miet- und Genossenschaftswohnungen und 7.576 verwalteten Eigentumswohnungen größtes privates Wohnungsunternehmen Österreichs, verzeichnete im Geschäftsjahr 2014 mit 116 Millionen Euro das höchste Neubauvolumen ihrer Geschichte. Im Bilanzjahr gab es allerdings nur wenige Fertigstellungen, weil man sich laut Ludl am Ende eines Zyklus befindet. "Wir haben 2011 mit der Wiener Wohnbauinitiative ein Volumen von weit über 1.000 Wohnungen gestartet, das nun praktisch zum selben Zeitpunkt beendet wird."

Im laufenden Jahr werden somit rund 1.300 Wohneinheiten übergeben. Für die 719 in der Seestadt Aspern gab es 11.200 Vormerkungen, "hier mussten wir 10.500 Absagen verschicken", so Ludl. Die gesamten Vormerkungen für Sozialbau-Wohnungen sanken von 70.000 vor einem Jahr auf nunmehr rund 55.000.

31 Millionen Euro steckte die Sozialbau im Vorjahr in Sanierungen, womit eine Sanierungsquote von acht Prozent erreicht werde, so Ludl. "Sanierungen sind ein ganz wichtiger Geschäftszweig von uns." In aller Regel werde ein Haus zwar erst nach 35 bis 40 Jahren saniert, "dann aber umfassend, auf Neubauniveau".

Neuer Vorstand

Der 71-jährige Ludl geht Ende Juni 2016 in Pension. Die Aktionäre der AG – mit 54 Prozent hält nun die Wiener Städtische die Mehrheit – beriefen vor zwei Wochen den bisherigen Prokuristen Ernst Bach per 1. Juli 2015 in den Vorstand. Mit den für zwei beziehungsweise vier weitere Jahre bestätigten Vorständen Wilhelm Zechner und Bernd Rießland wird es auch nach dem Ausscheiden Ludls wieder einen Dreier-Vorstand geben. "Damit ist eine klare Situation geschaffen worden."

Die Bilanzsumme der Sozialbau AG stieg im Berichtsjahr von 553 auf 558 Millionen Euro, der Bilanzgewinn verringerte sich von 4,6 auf 4,4 Millionen Euro. Das EGT legte von 8,9 auf 11,5 Millionen Euro zu. Durch Umwandlung von Gewinnrücklagen und die Ausgabe junger Aktien erhöht sich das Grundkapital der Sozialbau außerdem von 190 auf 213 Millionen Euro. (Martin Putschögl, 9.7.2015)