Mittlerweile hat das Hacking Team auch seinen Twitter-Account wieder zurückerobert.

Screenshot: STANDARD

Es entbehrt nicht eines gewissen Humors: Mit einer eindringlichen Warnung gehen nun die Schadsoftwareentwickler des italienischen Hacking Team an die Öffentlichkeit – und zwar vor der eigenen Software.

Terroristen

Durch die Veröffentlichung von internen Daten, hätten jetzt nämlich auch Cyberkriminelle Zugriff auf dieses Tools. "Terroristen und Erpresser" könnten die Remote Control System (RCS) einsetzen, warnt man in einem Eintrag auf der mittlerweile zurückeroberten Webseite. Die Grenze zwischen den eigenen Aktivitäten und jenen von Cyberkriminellen scheint das Unternehmen, das von Reporter ohne Grenzen als "Feind des Internets" bezeichnet wird, darin zu sehen, dass man die Software bisher gewinnbringend an staatliche Institutionen verkauft hat .

Sudan

Dass man dabei auch Länder wie den Sudan bedient hat, sieht Hacking Team übrigens keineswegs als Problem an. Immerhin wären die geschäftlichen Aktivitäten vor dem UN-Embargo beendet worden, heißt es. Dem widersprechen allerdings Dokumente aus dem rund 480 GB großen Daten-Leak, die zeigen, dass der Sudan noch 2014 Support vom Hacking Team bekommen hat. Zudem hatte die Firma vor dem Hack noch behauptet, überhaupt keine Geschäftsbeziehungen mit dem Sudan zu haben.

Brandgefährlich

Die aktuelle Situation sieht man jetzt jedenfalls als "extrem gefährlich" an, insofern hoffe man darauf, dass das eigene Erzeugnis schon bald von Antivirensoftware aufgespürt wird. Auch dies wieder eine Bemerkung, die auf der Ironie-Skala weit oben angesiedelt ist. Hat doch Hacking Team jahrelang alles getan, damit Galileo – und dessen Vorgänger DaVinci – ja nicht von solchen Tools entdeckt wird. Jedenfalls werde derzeit "mit Hochdruck" an einer neuen Version der Remote Control Software gearbeitet, damit die Kunden des Unternehmens wieder ungestört ihre Spionagetätigkeit entfalten können.

Alles kein Problem?

Apropos: Hacking Team behauptet, dass man durch den Vorfall weder Mitarbeiter noch Kunden verloren habe. Ob diese Aussage zutrifft, darf angesichts des bisher eher kreativen Umgangs mit der Wahrheit, den Hacking Team an den Tag gelegt hat, allerdings bezweifelt werden. (apo, 9.7.2015)