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Die griechischen Banken bleiben wegen der Finanzkrise bis einschließlich Montag geschlossen.

Foto: ap/Petros Karadjias

Athen – Die griechischen Banken bleiben wegen der Finanzkrise bis einschließlich Montag geschlossen. Griechische Kunden dürften bis dahin weiterhin nur 60 Euro pro Tag abheben, teilte das Finanzministerium am Mittwoch mit. Die griechische Regierung will damit verhindern, dass die Banken zusammenbrechen, weil zu viele Kunden gleichzeitig ihre Konten räumen.

Die Bankomaten können laut der Chefin des griechischen Bankenverbands, Louka Katseli, noch bis Montag gefüllt werden. "Wir wissen, dass alles bis Montag gesichert ist", sagte Katseli am Donnerstag dem Sender Skai TV.

"Keine Sonderbehandlung"

IWF-Chefin Christine Lagarde sagte unterdessen, Griechenland dürfe vom Internationalen Währungsfonds keine Sonderbehandlung erwarten. Der IWF könne seine Vorschriften nicht umgehen, betonte sie am Mittwoch. Das Land brauche eine Umstrukturierung seiner Schulden. Der Fonds bleibe bei Griechenland vollständig eingebunden.

"Griechenland ist in einer Situation der akuten Krise, die man ernsthaft und sofort angehen muss", sagte Lagarde. Der IWF sei voll engagiert, eine Lösung zu finden. Neben Spar- und Reformmaßnahmen sei eine Umschuldung notwendig für die Wiederherstellung der Schuldentragfähigkeit Griechenlands.

Umschuldung möglich, kein Schuldenschnitt

Nach Ansicht des luxemburgischen Finanzministers Pierre Gramegna muss Griechenland dringend seine Reformvorschläge vorlegen. Man sei sehr enttäuscht gewesen, dass die Vorschläge noch immer nicht auf dem Tisch lägen, sagte Gramegna am Donnerstag im ZDF-"Morgenmagazin". Die Zeit laufe ihnen davon, auch für die Bevölkerung und die Wirtschaft. "Die Lage wird jeden Tag schlimmer."

"Wir brauchen die Vorschläge und müssen sie analysieren", sagte Gramegna. Eine Diskussion über eine Umschuldung hält er für möglich: "Umschuldung ist ein Thema, das man vielleicht, vielleicht im Rahmen eines Gesamtpakets diskutieren kann." Er meine keinen Schuldenschnitt, verdeutlichte er auf Nachfrage.

Ob es am Sonntag für Griechenland Hilfe geben werde? "Das werden wir, glaube ich, auch schon in den nächsten 48 Stunden wissen, wenn wir die Vorschläge von Griechenland kennen werden", sagte Gramegna.

Länger Zeit geben

In einem vergangene Woche veröffentlichten Bericht hatten die IWF-Experten geraten, den Zeitraum für die Rückzahlung der von den Europartnern an Athen vergebenen Kredite zu verdoppeln. Nach Schätzungen des IWF benötigt Griechenland in den kommenden drei Jahren außerdem weitere Hilfen in Höhe von mindestens 50 Milliarden Euro. Den Anteil der Europartner bezifferte der IWF auf mindestens 36 Milliarden Euro. Die IWF-Schätzung wurde allerdings vor der jüngsten Eskalation der griechischen Schuldenkrise erstellt, die Lage könnte also noch düsterer sein.

Griechen wollen Kompromiss

Die griechische Regierung beantragte am Mittwoch bei den Euroländern neue Hilfen. Der neue Finanzminister Euklid Tsakalotos begründete in einem Brief an den Europäischen Stabilitätsmechanismus (ESM) seinen Antrag damit, dass Griechenland seinen Schuldenverpflichtungen nachkommen und die Stabilität des Finanzsystems gewährleisten müsse. Im Gegenzug sei man bereit, "gleich zu Beginn der kommenden Woche eine Reihe von Reformmaßnahmen" bei Steuern und Pensionen umzusetzen. Auch Regierungschef Alexis Tsipras erklärte am Mittwoch vor dem EU-Parlament, konkrete Vorschläge für Sparmaßnahmen machen zu wollen. Ziel sei ein ehrlicher Kompromiss.

Am Sonntag hatte sich in einem Referendum eine Mehrheit der Griechen gegen die Vorschläge der internationalen Gläubiger ausgesprochen, die im Gegenzug für weitere Finanzhilfen harte Kürzungsmaßnahmen vorsahen.

Insider: Banken droht Schließung

Griechenland war vergangene Woche als erstes Industrieland beim Währungsfonds in Zahlungsverzug geraten. Athen ließ die Frist für eine fällige Rate von 1,5 Milliarden Euro verstreichen. Zuvor hatten die Euroländer ihr Hilfsprogramm für Athen auslaufen lassen, nachdem Verhandlungen über eine Verlängerung geplatzt waren.

Insider sagten indes der Nachrichtenagentur Reuters, sie gingen davon aus, dass mehrere große griechische Banken geschlossen werden und mit stärkeren fusionieren müssten. Eine der mit den Vorgängen vertrauten Personen sagte, am Ende könnten von den vier großen Banken National Bank of Greece, Eurobank, Piraeus und Alpha Bank noch zwei bestehen bleiben. Einem zweiten Insider zufolge sind zwar Fusionen von Banken notwendig. Ein Umbau der Branche könne aber über eine längere Zeit hinweg erfolgen.

Frist bis Mitternacht

Die Frist für die neuen Vorschläge Griechenlands an die Gläubiger läuft laut einer Sprecherin der EU-Kommission Donnerstagmitternacht aus. Freitagfrüh könnten dann die EU-Institutionen darüber beraten. Sie würden auch der Eurogruppe eine Empfehlung geben, die wiederum an den EU-Gipfel am Sonntag berichte. Nicht ausgeschlossen wurde, dass am Sonntag knapp vor Beginn des Europäischen Rats aller 28 Staats- und Regierungschefs auch ein Eurogipfel abgehalten wird.

Derzeit konzentriere sich die Kommission darauf, dass Griechenland in der Eurozone bleiben könne. Auf Szenarien angesprochen, dass die Kommission auch einen Grexit vorbereite, wie es Kommissionspräsident Jean-Claude Juncker Dienstagnacht in den Raum gestellt hatte, wurden keine Details genannt. Auch nicht über einen Plan für humanitäre Hilfe. Priorität habe das Vorhaben, dass Griechenland im Euroraum bleibe. Auch eine Definition des Wortes "Grexit" gab es nicht.

Schäuble fordert Reformen

Der deutsche Finanzminister Wolfgang Schäuble fordert von der griechischen Regierung indessen, endlich konkrete Reformen einzuleiten. "Just do it. Das würde wahnsinnig viel Vertrauen gewinnen", sagte Schäuble am Donnerstag auf einer Bundesbank-Konferenz in Frankfurt. Seine Fantasie sei allerdings begrenzt, dass die Regierung in Athen noch bis Sonntag konkrete Reformschritte ins Parlament einbringe. Es sei jetzt an der Zeit, die Währungsunion zu stärken und für nachhaltiges Wachstum zu sorgen, betonte Schäuble. (APA, Reuters, 9.7.2015)