Washington/Athen – Die Chefin des Internationalen Währungsfonds (IWF), Christine Lagarde, hat erklärt, Griechenland brauche eine Umstrukturierung seiner Schulden. Der IWF bleibe bei Griechenland vollständig eingebunden. Das Land könne vom IWF aber keine Sonderbehandlung erwarten.

Der Währungsfonds könne seine Regeln nicht zurechtbiegen, kommentierte Lagarde die "akute Krise" in der Eurozone. "Griechenland ist in einer Situation der akuten Krise, die man ernsthaft und sofort angehen muss." Der IWF sei "voll engagiert", eine Lösung zu finden.

Neben Spar- und Reformmaßnahmen sei eine Umschuldung für das vom Staatsbankrott bedrohte Griechenland "notwendig" für die Wiederherstellung der Schuldentragfähigkeit des Landes, sagte Lagarde am Mittwoch bei einer Veranstaltung am Washingtoner Politikinstitut Brookings.

In einem vergangene Woche veröffentlichten Bericht hatten die IWF-Experten geraten, den Zeitraum für die Rückzahlung der von den Euro-Partnern an Athen vergebenen Kredite zu verdoppeln. Nach Schätzungen des IWF benötigt Griechenland in den kommenden drei Jahren außerdem weitere Hilfen in Höhe von mindestens 50 Milliarden Euro. Den Anteil der Euro-Partner bezifferte die in Washington ansässige Organisation auf mindestens 36 Milliarden Euro. Die IWF-Schätzung wurde allerdings vor der jüngsten Eskalation der griechischen Schuldenkrise erstellt, die Lage könnte also noch düsterer sein.

Griechenland war vergangene Woche als erstes Industrieland beim Währungsfonds in Zahlungsverzug geraten. Athen ließ die Frist für eine fällige Rate von 1,5 Milliarden Euro verstreichen. Zuvor hatten Griechenlands Euro-Partner ihr Hilfsprogramm für Athen auslaufen lassen, nachdem Verhandlungen über eine Verlängerung geplatzt waren. Athen bemüht sich derzeit um ein drittes Hilfsprogramm, am Sonntag findet dazu ein EU-Sondergipfel statt. Die griechische Bevölkerung hatte in einem Referendum die Spar- und Reformauflagen der Geldgeber allerdings abgelehnt. (APA/Reuters, 8.7.2015)