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Afghanische Sicherheitskräfte inspizieren den Ort eines Anschlages der Taliban in Kabul.

Foto: AP Photo/Rahmat Gul

Am Dienstag haben sich in der pakistanischen Hauptstadt Islamabad Vertreter der radikalislamischen Taliban und der afghanischen Regierung getroffen, um die Möglichkeit für reguläre Friedensgespräche auszuloten. Den von Pakistan vermittelten Gesprächen gingen informelle Treffen voran.

Über den Inhalt des Gesprächs wurde nichts Konkretes bekannt. Es sollen aber weitere Treffen nach Ende des Fastenmonats Ramadan vereinbart worden sein. Schon mehrmals wurde versucht, Vertreter der Taliban und der afghanischen Regierung an einen Tisch zu bringen, um das Land nach mehr als einem Jahrzehnt Krieg zu stabilisieren. Bisher sind diese Vorhaben immer gescheitert.

Zartes Pflänzchen Diplomatie

Auch diesmal ist nicht klar, ob das zarte Diplomatiepflänzchen Wurzeln schlagen kann. Wie die "New York Times" berichtet, haben Taliban-Vertreter im Golfstaat Katar jene Delegierten, die an den Gesprächen in Islamabad teilnahmen, als nicht bevollmächtigt bezeichnet. Solche Verhandlungen seien der falsche Weg, erklärte der ungenannte Taliban-Vertreter. Allerdings seien die Taliban weiter an einer friedlichen Lösung des Konflikts interessiert.

Die an den Verhandlungen beteiligten westlichen und afghanischen Diplomaten nannten die Vertreter der Taliban nicht namentlich. Es hieß lediglich, sie seien hochrangig und hätten auch schon an vorangegangenen Treffen teilgenommen. Die Kritik aus Katar wird von westlichen Diplomaten noch nicht als nicht schwerwiegend angesehen. Es sei aber nicht auszuschließen, dass ein Taliban-interner Konflikt weitere Friedensgespräche erschweren könnte.

Von westlicher Seite nahmen Vertreter der USA und Chinas an den Beratungen in Islamabad teil. Die afghanische Delegation wurde von Vizeaußenminister Hekmat Karzai angeführt. Auch Vertreter des Hohen Friedensrats und regionale Delegierte waren anwesend.

Innenpolitischer Druck in Afghanistan

Die Teilnahme an den Gesprächen bringt Ashraf Ghani, den afghanischen Präsidenten, innenpolitische unter Druck. Die Vermittlerrolle Pakistans wird mit Skepsis aufgenommen. Die afghanische Regierung befürchtet, dass das pakistanische Militär, ein traditioneller Verbündeter der afghanischen Taliban, diese nutzen könnte, um seinen Einfluss in Afghanistan auszubauen. Ghani wird nun vorgeworfen, er würde zu viel Vertrauen in Pakistan setzen und dabei afghanische Interessen aufgeben.

Auch die Taliban scheinen derzeit Interesse an Gesprächen zu haben, denn obwohl sie oftmals Zuflucht in Pakistan gefunden haben, sind sie verwundbarer als zuvor. Der politische Wille zu Verhandlungen wird auch durch militärische Erfolge befeuert. Ziel ist es, sich als ernstzunehmende politische Kraft zu etablieren.

IS als Einflussfaktor

Das Erstarken der Miliz "Islamischer Staat" (IS) in Afghanistan ist ein weiterer Einflussfaktor. Das zunehmende Gewicht des IS könnte einen negativen Effekt auf Friedensverhandlungen haben, wenn mehr und mehr unzufriedene lokale Taliban-Anführer zum IS überlaufen. Andererseits könnte der Zulauf zum IS die Taliban auch zu einer schnelleren politischen Lösung drängen. (red, 8.7.2015)