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Viele Unternehmen in Japan wie auch in anderen Ländern setzen auf die starke Nachfrage aus China und fürchten nun um ihre Gewinne. So verbuchten in Tokio vor allem Konzerne Kursverluste, die stark in China engagiert sind.

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Peking/Wien – Noch im Juni eilten die chinesischen Börsen von Rekord zu Rekord, und dann kam am Mittwoch der Crash. Der Ausverkauf an den chinesischen Börsen erreichte seinen bisherigen Höhepunkt: Der für Festland-China wichtige Schanghaier Aktienmarkt brach um sechs Prozent ein und verlor damit binnen dreier Wochen rund ein Drittel seines Werts, der Index in Shenzhen verlor fast drei Prozent. Fast die Hälfte der Aktien wurde inzwischen vom Handel ausgesetzt.

Die Panik weitete sich auf die Börsen in den Nachbarländern aus und stürzte auch die Rohstoffmärkte in Turbulenzen. Die Erschütterung des Börsenbebens war bis nach Europa spürbar. Am Devisenmarkt flüchteten viele Anleger in den japanischen Yen, der als "sicherer Hafen" Asiens gilt.

Panikverkäufe

"Ich habe noch nie einen derartigen Kurssturz erlebt", sagte ein Analyst. Von Panikverkäufen war die Rede. "Das Problem ist, dass alle Marktteilnehmer in dieselbe Richtung drängen und zu emotional reagieren", hieß es.

Um die Stabilität zu sichern, forderte Peking die Staatsunternehmen des Landes dazu auf, keine Aktien mehr zu verkaufen. Zudem erleichterten die Aufsichtsbehörden die Regeln für Aktienkäufe durch Versicherungen, die jetzt deutlich mehr Geld in den Markt stecken dürfen. Die Kurse seien "unterhalb eines angemessenen Niveaus", hieß es.

Chinas Zentralbank versicherte, ausreichend Geld zur Verfügung zu stellen, um Wertpapierkäufe zu finanzieren. Die Finanzbehörde will umgerechnet 73 Milliarden Euro zur Verfügung stellen, um den Markt zu stützen, berichtete Bloomberg. Man wolle den Kauf von Wertpapieren von kleineren und mittleren Unternehmen stärken, um angesichts der "Panik der Investoren" wieder Normalität herzustellen, so die Zentralbank.

Die Terminbörse versprach strengere Regeln, um künftig extreme Schwankungen zu verringern. Die Sicherheitsleistungen wurden erhöht, Möglichkeiten kreditfinanzierter Spekulationen eingedämmt.

Spekulative Käufe

Diese Spekulationen dürften auch ein wesentlicher Grund für den Crash gewesen sein: Denn viele Chinesen, die in Finanzfragen noch unerfahren sind, sollen einem Spekulationsrausch erlegen sein. Sie haben ohne Rücksicht auf Verluste Depots eröffnet und Woche für Woche Aktien für gigantische Geldsummen gekauft. Das räche sich nun.

Viele Analysten sind der Meinung, der Kurscrash der vergangenen Wochen und Tage sei nichts anderes als eine Korrektur, nachdem die Kurse im Vorjahr übertrieben stark gestiegen sind. Für die rund 90 Millionen Kleinanleger ist das freilich ein schwacher Trost. Sie haben in den vergangenen Wochen viel Geld verloren. Die Regierung in China will jetzt die Wirtschaft ankurbeln. Dafür sollen umgerechnet 36,6 Milliarden Euro in besonders auf Hilfe angewiesene Bereiche gelenkt werden, wie am Mittwoch mitgeteilt wurde. Zugleich soll der Bau von Straßen und anderen Infrastrukturprojekten vorangetrieben werden. Allerdings erwähnte die kommunistische Regierung den Börsencrash mit keinem Wort. (Reuters, cr, 8.7.2015)