Greifswald/Wien – Die Tasmanische Höhlenspinne ist gleich in mehrerlei Hinsicht außergewöhnlich: Die Achtbeiner, die ausschließlich auf der Insel Tasmanien südlich von Australien vorkommen, sind mit einer Beinspannweite von bis zu 18 Zentimetern beeindruckend groß. Zum anderen können die Höhlentiere mehrere Jahrzehnte alt werden.
Das ist längst bekannt – so wie einige Eigenheiten ihres Sexualverhaltens. Die größte diesbezügliche Besonderheit hat aber nun ein Forschertrio um die deutsche Zoologiedoktorandin Elisabeth Lipke (Uni Greifswald) entdeckt: Die Männchen von Hickmania troglodytes verfügen über einzigartige Begattungsorgane, die bei den Spinnen Pedipalpen genannt werden und sich in den Extremitäten am Kopf befinden: Der Pedipalpus der Höhlenspinne weist nämlich Nervenzellen auf, während der aller anderen Spinnenspezies – soweit bisher bekannt – als unempfindlich und taub gilt.
Diese Neuronen, die bei 20.000-facher Vergrößerung unter dem Elektronenmikroskop entdeckt wurden, sind allem Anschein nach druck- und zugempfindlich und dürften dem Männchen dabei helfen, sich besser auf das Weibchen einzustellen, wie die Forscher in den "Biology Letters" der Royal Society schreiben. Zudem wiesen sie zwei Drüsen im Begattungsorgan nach, die offenbar beim Transfer des Spermas während der Kopulation eine wichtige Rolle spielen.
Steigerung des Vaterschaftserfolgs
Der Grund für diese Eigenheit hat wie so oft mit der Weitergabe der eigenen Gene zu tun: Spinnenweibchen paaren sich häufig mit mehreren Männchen, die sich durch Brautgeschenke die Gunst der Auserwählten zu sichern suchen. Bei längerer Kopulationszeit werden mehr Spermien übertragen und somit auch mehr Nachkommen gezeugt, so die Theorie.
Den Männchen wurde dabei bisher lediglich eine passive Rolle zugeschrieben. Doch die der Tasmanischen Höhlenspinne nehmen offenbar einen direkten Einfluss auf die Kopulation, indem sie sich über die Beigabe von individuellen Sekreten den Vaterschaftserfolg sichern.
Ob die Männchen aufgrund der Neuronen so etwas wie Spaß beim Sex empfinden, sei allerdings unklar, so die Forscher. (tasch, dpa, 8.7.2015)